Z Gastroenterol 2017; 55(05): 518-520
DOI: 10.1055/s-0043-108768
Der bng informiert
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Trotz allem eine geschätzte Methode

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Mai 2017 (online)

Im dritten Quartal 2016 erfolgte eine Online-Befragung der bng-Mitglieder durch die Fachgruppe Sonografie. Geklärt werden sollte, welche Wertigkeit die niedergelassenen Gastroenterologen der Ultraschalldiagnostik nach einer weit über 20 Jahre währenden, defizitären ökonomischen Situation beimessen. Besonderes Interesse galt der Frage, ob der diagnostische Wert der Methode so hoch eingeschätzt wird, dass trotz erforderlicher Quersubventionierung, weiterhin die Bereitschaft besteht, das Verfahren einzusetzen. Des Weiteren stellte sich die Frage, besteht in der desaströsen ökonomischen Situation der abdominellen Sonografie eine Chance für die Umsetzung der beeindruckenden technischen Innovationen der Methode in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung.

Von den 1063 Mitgliedern des bng antworteten 415 auf die Umfrage. 411 Mitglieder (99 %) erklärten, dass sie Ultraschalluntersuchungen in ihrer Praxis durchführen. Um eine relevante Selektion der Teilnehmer der Befragung unter aktiven Ultraschallern auszuschließen, wurde zusätzlich im Rahmen einer Datenerhebung unter den bng-Mitgliedern Ende 2016 die Frage gestellt: „Führen Sie Ultraschalluntersuchungen in Ihrer Praxis durch?“ 422 aktive Mitglieder bejahten die Frage, weniger als 10 Mitglieder verneinten. Trotz einer resultierenden Dunkelziffer ist anzunehmen, dass der weitaus größte Teil der niedergelassenen Gastroenterologen in Deutschland Ultraschalldiagnostik in der Praxis betreibt. 30 % der Teilnehmer der Umfrage gehörten der Altersgruppe der 41 – 50-Jährigen und 50 % der Gruppe der 51 – 60-Jährigen an. 11 % waren weiblich, ein Drittel arbeitete in einer Einzelpraxis.

Nach Endoskopie (98 %) und CED (77 %) wurde die Sonografie (57 %) an dritter Stelle vor Hepatologie, Proktologie und gastroenterologischer Onkologie (medikamentöse Therapie) als Tätigkeitsschwerpunkt genannt. Eine Mehrfachnennung war bei dieser Frage möglich. 500 – 1000 Sonografien werden jährlich von 36 % und 1000 – 2000 von 26 % der Untersucher durchgeführt. Pro Sitzung stellt gut die Hälfte von Ihnen überwiegend drei bis sechs Abdominalorgane und knapp die Hälfte überwiegend sieben Organe und mehr dar. Eine Untersuchungsdauer sowohl von fünf bis zehn Minuten als auch von zehn bis 15 Minuten wird von jeweils knapp 40 % der Befragten angesetzt, 15 – 20 Minuten von knapp 17 %. Jeweils zwei Prozent setzen eine Zeit unter fünf bzw. über 20 Minuten an.

Fast 96 % der befragten Gastroenterologen führen Magen-Darm-Sonografien durch, knapp 94 % setzen die Duplex- und Farbdoppler-Sonografie ein. Ca. 26 % führen sonografische Untersuchungen mit Kontrastmittel (CEUS) durch, der größte Teil davon mit einer Häufigkeit bis 50 pro Jahr, ein kleinerer Anteil 51 bis über 100 Untersuchungen pro Jahr. Nur neun Prozent führen flexible Endosonografien durch, jeweils zur Hälfte in der eigenen Praxis bzw. in einer kooperierenden Klink. 41 % der endosonografierenden Kollegen machen bis zu 50 Untersuchungen pro Jahr, 31 % 50 – 100 und 28 % mehr als 100 pro Jahr. Sonografisch gesteuerte Punktionen der Leber und anderer abdomineller Organe führt ein gutes Drittel der Teilnehmer der Umfrage durch, die meisten davon mit einer Häufigkeit bis zu zehnmal bzw. zehn- bis 30-mal pro Jahr. Knapp 23 % der Anwender machen diese Untersuchung öfter als 30-mal im Jahr. Gut 10 % der Befragten setzen den Fibroscan oder andere Elastografieverfahren ein, davon gut zwei Drittel häufig, der Rest gelegentlich (siehe [Tab. 1]).

Tab. 1

Sonografisches Tätigkeitsspektrum niedergelassener Gastroenterologen (n: 415).

Sonografisches Verfahren

Durchführung ja

Durchführung nein

Sonografie Abdomen

99 %

1 %

Magen-Darm-Sonografie

95,7 %[1]

4,3 %

Duplex-, Farbdoppler-Sonografie

93,9 %[2]

6,1 %

KM-Sonografie (CEUS)

25,8 %

74,2 %

Flexible Endosonografie

9,2 %

90,8 %

Elastografie

10,6 %

89,4 %

Organpunktionen

33,8 %

66,2 %

1 Gelegentlich 38,7 %, häufig-regelmäßig 57,0 %.


2 Gelegentlich 41,8 %, häufig-regelmäßig 52,0 %.


Die Preisklasse der eingesetzten Ultraschallgeräte wurde von 68 % der Anwender mit 20 000 – 60 000 Euro und von 20 % mit 60 000 – 100 000 Euro angegeben mit abnehmender Häufigkeit zu den hohen Preisklassen. Vier Prozent liegen über 100 000 Euro, acht Prozent unter 20 000 Euro. Erfragt wurde die Gesamtausstattung der Geräte gemäß Listenpreis ohne eventuelles Ultraschallendoskop. Im Falle mehrerer eingesetzter Geräte sollte das modernste Gerät angegeben werden. Das Alter des neuesten eingesetzten Gerätes liegt bei 62 % der Anwender unter fünf Jahren, bei 30 % bei sechs bis zehn Jahren und bei knapp acht Prozent bei einem Alter von über zehn Jahren.

89 % der sonografisch aktiven Kollegen schätzen die Finanzierung der Sonografie in der gesetzlichen Krankenversicherung als unterdeckt (defizitär) ein. 6,5 % halten diese Untersuchung für gerade kostendeckend, d. h. Deckung der Unkosten ohne Erwirtschaftung eines ärztlichen Honorars. Vier Prozent sehen für sich die Erwirtschaftung eines geringen ärztlichen Honorars. Nur zwei Kollegen erwirtschaften ein angemessenes ärztliches Honorar, ohne dass hier Aussagen zur Praxisstruktur gemacht werden können. Vier Ärzte rechnen die Kontrastmittelsonografie als IGEL-Leistung ab, da diese Leistung von den Krankenkassen immer noch nicht vergütet wird.

Die Sonografie wird in der gastroenterologischen Diagnostik von über 65 % der befragten Ärzte als unverzichtbar angesehen. In weiteren 27 % wird ihre Bedeutung als hoch eingeschätzt. Sieben Prozent sehen eine mäßige Bedeutung dieser Methode in der gastroenterologischen Diagnostik. Drei Kollegen (0,76 %) halten sie für gering.

Fast 92 % der Ultraschalluntersucher bilden sich in der Sonografie fort, überwiegend im Rahmen großer Kongresse, z. B. von DGVS und DGIM, gefolgt von gelegentlichen regionalen Veranstaltungen, z. B. als Qualitätszirkel, und von Veranstaltungen des bng oder der DEGUM. Acht Prozent betreiben sonografische Fortbildung nur selten oder gar nicht. Die überwiegende Mehrheit der Befragten findet, dass der bng Ultraschallfortbildungen für niedergelassene Gastroenterologen anbieten soll, zum Teil wird das auch häufiger als bisher gewünscht. Gut zwölf Prozent halten dies für nicht notwendig. Ein solches Angebot würde von 60 % der Kollegen wahrgenommen, von weiteren 33 % vielleicht wahrgenommen werden. Erwartungsgemäß werden von zwei Dritteln klinisch orientierte Themenschwerpunkte wie Magen-Darm, Leber, Pankreas usw. favorisiert. Eine Koppelung von Sono-Refresher-Kursen oder -Seminaren an andere bng-Veranstaltungen, z. B. die Jahrestagung, wird von zwei Fünfteln favorisiert.