Laryngorhinootologie 2017; 96(08): 570-571
DOI: 10.1055/s-0043-109168
Facharztfragen
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Fragen für die Facharztprüfung

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Publication Date:
29 August 2017 (online)

Innenohr, Gleichgewichtssinn und Otobasis

Erklären Sie Prinzip und Vorgehen der Craniocorpographie.

Antwort: Unter Craniocorpographie (CCG) versteht man die photographische Aufzeichnung der Kopf- und Schulterbewegungen als Leuchtspurmuster während des Rombergschen Stehversuchs und des Unterbergerschen Tretversuchs. Sie dient der Objektivierung dieser Tests. Zur Durchführung werden beide Schultern sowie Stirn und Hinterhaupt des Patienten mit Leuchtmarken (Glühbirnchen) markiert. Diese sind zum Beispiel an einem Helm befestigt bzw. mit einem Klemmkabel verbunden. Am Helm befinden sich die Batterien. Zur Ausschaltung visueller Reize werden dem Patienten die Augen bedeckt. Eine über dem Patienten installierte Sofortbildkamera (z. B. Polaroid) nimmt in dem abgedunkelten Raum die Leuchtspuren der Glühbirnchen auf. Durch einen integrierten Impulsgeber ist ein rhythmisch versetztes Aufleuchten der Lampen einstellbar, so dass die unterschiedlichen Positionen der Leuchtmarken separat aufgezeichnet werden können.

Zu den wesentlichen Parametern bei der Auswertung der Sofortbilder nach dem Unterbergerschen Tretversuch mit 80–100 Schritten gehören die anguläre Deviation und die Lateralschwankungsbreite. Erstere beschreibt den Abweichungswinkel zwischen der Geradeausrichtung des Ausgangspunkts und dem Endpunkt. Die Lateralschwankung bezeichnet die Schwankungsamplitude des Kopfes während der einzelnen Schrittzyklen von Seite zu Seite. Beim Normalbefund zeigen die Patienten kleine Lateralschwankungen mit angulärer Deviation in der Norm von links bzw. rechts von nicht mehr als durchschnittlich 40°. Bei peripherer Störung weicht der Patient über die Norm in Richtung zur gestörten Seite ab. Bei zentralen Störungen zeigt der Patient verbreiterte Lateralschwankungen ohne seitliche Abweichung und bei kombiniert peripher-zentraler Läsion mit pathologischer seitlicher Abweichung.

Der Tretversuch wird meist mit dem klassischen Rombergschen Stehversuch über eine Minute kombiniert. Hierdurch lassen sich die anteroposteriore Verschiebung, das Lateralschwankungsmuster und der Tortikolliswinkel, d. h. der Verstellung der Kopfachse zur Schulterachse, objektivieren.