Laryngorhinootologie 2017; 96(08): 506-507
DOI: 10.1055/s-0043-109172
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

Editor’s Comment
Andreas Dietz
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Publication History

Publication Date:
29 August 2017 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

das August-Heft der LRO stellt in der Rubrik „Referiert und Diskutiert“ den interessanten Ansatz vor, bei Patienten mit M. Osler beide Nasenlöcher mit einem hypoallergenen Pflaster zu okkludieren, um die Blutungsfrequenz zu senken [1]. Dies wird ebenso diskutiert wie eine Studie, die die deutliche Zunahme von Angioödempatienten in amerikanischen Notaufnahmen analysiert [2]. Die dritte Studie dieser Rubrik zum Einfluss des präoperativen Beratungsgesprächs vor totaler Laryngektomie zeigt, dass sich die Zeit, die sich der Arzt für eine umfassende Beratung vor einer Laryngektomie nimmt, auszahlt, da die stationäre Verweildauer verkürzt und die Versorgungsqualität verbessert wird [3].

Kann eine ketogene Ernährung zu einer Reduktion der Tumorzellproliferation führen? Im Übersichtsartikel zu „Krebs und Ernährung“ propagieren Imoberdorf und Mitarbeiter eine fett- und eiweißreiche Ernährung bei Tumorpatienten [4]. Dies entspricht einem Paradigmenwechsel zur sogenannten gesunden ausgewogenen Ernährung mit vielen Kohlenhydraten. Machen sie sich ihr eigenes Bild!

Es gibt seltene Krankheitsbilder, die trotzdem mit einer gewissen Regelmäßigkeit in der Praxis vorkommen. Hierzu zählt die Laryngozele, die von Nawka in der Rubrik „Sehen und Verstehen“ anhand eines Videos veranschaulicht wird. Der Morbus Castleman als seltene Differentialdiagnose der zervikalen Lymphadenopathie wird von den Ulmer Kollegen anhand einer Patientenserie erläutert [5]. Die Fallberichte in diesem Heft widmen sich der richtigen diagnostischen Einschätzung von Knochenläsionen im Bereich des Kiefers sowie der familiären Innenohrdysplasie.

Sollte man Meniere-Patienten weiterhin mit Betahistin behandeln? Die BEMED-Studie zeigte keine wesentliche Reduktion der Anfallshäufigkeit durch Betahistin im Vergleich zu Placebo. Ernst und Kollegen kommen nach Analyse der Studie zu dem Schluss, dass Betahistin trotzdem ein probates Medikament in den Frühstadien der Meniere-Erkrankung ist [6]!

Seit 2009 ist der Anspruch Neugeborener auf ein Neugeborenen-Hörscreening in der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss verankert. Das notwendige Wissen zum Neugeborenen-Hörscreening, Tracking und der hörgerichteten Frühförderung vermittelt der Beitrag von Loderstedt et al. [7] anschaulich und prägnant, sehr lesenswert auch für diejenigen, die sich bisher mit diesem Thema nicht oder nur wenig beschäftigt haben. Musikalische Fähigkeiten von Kindern mit auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung werden in diesem Heft ebenfalls beleuchtet [8].

Ein für Klinik und Praxis hochrelevantes Thema ist die ordnungsgemäße Aufbereitung von Medizinprodukten. In den meisten HNO-Kliniken und Praxen wird aus Kosten- und Praktikabilitätsgründen die manuelle der maschinellen Aufbereitung vorgezogen. Hülse und Kollegen untersuchten über den eigentlichen Aufbereitungsprozess hinausgehende Arbeitsschritte, welche sich mit einem leitlinienkonformen Umgang mit semikritischen Medizinprodukten ergeben, und stellen die Ergebnisse in diesem Heft vor [9]. Für Diskussionsstoff im Bereich Qualitätssicherung sorgt auch die Einführung von Mindestmengen in verschiedenen medizinischen Bereichen. Kuball und Wienke erläutern Rechtsgrundlagen, Sinn und Zweck von Mindestmengen [10].

Das Heft schließt mit OP-Techniken zur Chirurgie der inneren Nase, wobei insbesondere Techniken zur Korrektur von Nasenklappenstenosen erläutert werden [11].

Viel Freude beim Lesen!

Ihr
Professor Dr. Andreas Dietz
Schriftleitung LRO