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DOI: 10.1055/s-0043-111248
Cannabis-basierte Medikamente: therapeutisches Potenzial und praktische Anwendung
Seit Inkrafttreten des „Cannabis-Gesetzes“ im März 2017 können in Deutschland Cannabisblüten ärztlich verordnet werden. Daher stellt sich mehr als je zuvor die Frage, in welchen Indikationen Cannabis-basierte Medikamente indiziert sind. In diesem Beitrag werden neben theoretischen Grundlagen viele praktische Hinweise zur Verordnung von Cannabis-basierten Medikamenten gegeben.
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Medizinal-Cannabisblüten sind seit März 2017 in Deutschland verschreibungsfähig.
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Neben Cannabisblüten können auch andere Medikamente auf Cannabisbasis verordnet werden wie Dronabinol, Naximols und Nabilon.
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Alle Cannabis-basierten Medikamente – außer reines Cannabidiol (CBD) – sind betäubungsmittelpflichtig.
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In Deutschland sind aktuell 2 Cannabis-basierte Medikamente zugelassen: Nabiximols für die Therapie der Spastik bei Multipler Sklerose und Nabilon für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen unter Chemotherapie.
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Sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse – nach entsprechender Antragstellung – auch die Kosten für eine Off-Label-Behandlung mit Cannabis-basierten Medikamenten.
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Erfolgt eine Off-Label-Behandlung mit einem Cannabis-basierten Medikament zulasten der gesetzlichen Krankenkasse, ist der behandelnde Arzt zur Teilnahme an einer Begleiterhebung verpflichtet.
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Da Medizinal-Cannabisblüten derzeit noch zu 100% aus dem Ausland importiert werden müssen, kommt es oft zu Lieferengpässen.
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Die Einnahme von Cannabisblüten erfolgt am häufigsten per Inhalation. Hierzu können spezielle Verdampfer (Vaporisierer) genutzt werden, um die schädlichen Effekte des Rauchens zu vermeiden.
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Das Indikationsspektrum für Cannabis-basierte Medikamente ist unbekannt. Als gut belegte Indikationen gelten – neben den zugelassenen Indikationen – chronische (neuropathische) Schmerzen sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust bei Aids. Hinweise auf eine Wirkung gibt es für zahlreiche weitere Erkrankungen, darunter Schlafstörungen, Depression und Tourette-Syndrom.
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Cannabis-basierte Medikamente entfalten ihre Wirkung über eine Stimulation zentraler (CB1-) und/oder peripherer (CB2-)Cannabinoid-Rezeptoren.
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
08. Januar 2018 (online)
Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York
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Literatur
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