CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(07): 771-779
DOI: 10.1055/s-0043-112863
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kann die Sectiorate an einem Perinatalzentrum Level I gesenkt werden? – Eine Analyse an der Universitätsfrauenklinik Rostock von 2008 bis 2014

Article in several languages: English | deutsch
Nele Genuttis
Universitätsfrauenklinik Rostock, Klinikum Südstadt Rostock, Rostock, Germany
,
Michael Bolz
Universitätsfrauenklinik Rostock, Klinikum Südstadt Rostock, Rostock, Germany
,
Volker Briese
Universitätsfrauenklinik Rostock, Klinikum Südstadt Rostock, Rostock, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

received 13 February 2017
revised 23 April 2017

accepted 01 June 2017

Publication Date:
17 July 2017 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung Die Entbindung mittels Sectio caesarea nimmt in Deutschland stetig zu. Dafür werden vielfältige Gründe diskutiert. Ziel dieser Studie war es, die Entwicklung der Sectiorate an der Universitätsfrauenklinik Rostock, einer der größten Geburtskliniken und Perinatalzentren Level I Deutschlands, in Bezug auf verschiedene mütterliche und kindliche Parameter zu untersuchen. Mögliche Risikofaktoren für einen Kaiserschnitt sollten identifiziert werden.

Material und Methode Im Geburtenkollektiv der Universitätsfrauenklinik Rostock (2008 bis 2014; n = 20 091) wurden verschiedene geburtshilfliche Parameter erfasst. Daraus wurden parameterspezifische Sectioraten berechnet. Mittels Regressionsanalyse wurden mögliche Risikofaktoren für eine Sectio ermittelt.

Ergebnisse Die Sectiorate nahm von 26,24% auf 23,57% ab. Auch die Rate der Re-Sectiones war rückläufig. Das Durchschnittsalter der Schwangeren ist gestiegen. Trotzdem war die Sectiofrequenz bei Schwangeren älter als 35 Jahre rückläufig. Präkonzeptionelles Übergewicht und präkonzeptionelle Adipositas haben zugenommen. Mit steigendem präkonzeptionellen BMI-Wert nahm auch die Sectiorate zu. Bei Kindern in Beckenendlage und Zwillingsgeburten war ein Trend zur vaginalen Geburtsleitung erkennbar. Nach vaginaler Entbindung und Sectio nahm die Häufigkeit deprimierter Neugeborener ab. Leichtgradige und fortgeschrittene Azidosen nahmen sowohl nach Sectio als auch nach vaginalen Entbindungen zu. Zustand nach Sectio, zunehmendes Alter, präkonzeptionelles Übergewicht und Adipositas, Beckenendlage und Mehrlingsschwangerschaft erhöhen das Risiko für eine Sectio.

Schlussfolgerung Mit dieser Untersuchung wurde herausgestellt, dass auch an einer großen Geburtsklinik, die viele Risikoschwangerschaften betreut, eine Senkung der Sectiorate ohne Verschlechterung des neonatalen Outcomes erreichbar ist.