Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2017; 11(05): 553-562
DOI: 10.1055/s-0043-112980
Fokus Karriere
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie viel Intensivmedizin braucht der Chirurg?

René Wildenauer
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Oktober 2017 (online)

Die Intensivmedizin ist integraler Bestandteil der fachärztlichen Ausbildung in den patientennahen Fächern. Je nach persönlichen Vorlieben gerät sie jedoch im weiteren klinischen Alltag in den Hintergrund bzw. wandert in die Hand von Spezialisten ab. Dennoch ist es nützlich, als behandelnder Arzt ein Quäntchen Hintergrundwissen in der Intensivmedizin zu behalten, ist doch die Kommunikation und Therapieentscheidung mit dem Spezialisten gleichbürtiger und fruchtbarer.

Kernaussagen
  • Auf Intensivstationen werden Kenntnisse vermittelt, die für Chirurgen, aber auch auf Normalstationen unabdingbar sind.

  • Die chirurgische Facharztausbildung beinhaltet aktuell nur 6 Monate Intensivmedizin, die notwendige Expertise kann kaum während dieser Zeit im Common Trunk erworben werden.

  • Intensivmedizinisches Know-how versetzt den Chirurgen in die Lage,

    • weitere (operative) Entscheidungen zu treffen und falsch-heroische Taten abzuwägen und

    • Informationen der intensivmedizinischen Kollegen korrekt zu interpretieren.

  • Vice versa gilt: Ohne Kontakt zu den zuweisenden Fachrichtungen kann wiederum Intensivmedizin nicht praktiziert werden.

  • Intensivmedizinisches Know-how sollte regelmäßig aktualisiert werden.

  • Durch das intensivmedizinische Verständnis, dass multiple Verletzungen per se Auslöser von Organversagen darstellen können und das operative Trauma zusätzlich den drohenden Schaden durch langwierige Rekonstruktionen bzw. Operationszeiten multiplizieren kann, entstand ein Paradigmenwechsel in der chirurgischen Behandlung hin zur Damage Control Surgery (DCS).