osteopathisch Zeitschrift für Osteopathen 2017; 01(02): 110
DOI: 10.1055/s-0043-113309
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Publication Date:
11 August 2017 (online)

Leber-Botenstoff hemmt Heilung

Die molekularen Mechanismen bei der Entstehung von Lebererkrankungen und bei der Regeneration des Organs hat ein Team von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) unter die Lupe genommen. Dabei entdeckten sie neue Eigenschaften des Proteins bone morphogenetic protein (BMP)-9. Die Forscher vermuten, dass der Botenstoff die Regeneration einer geschädigten Leber steuert. Nachzulesen ist dies in der Fachzeitschrift Gut (DOI: 10.1136/gutjnl-2016–313314).

Chronische Schädigungen der Leber verursachen häufig zunächst eine Entzündung (Hepatitis), eine Vernarbung (Fibrose) und schließlich Leberzirrhose und -krebs.

Ein komplexes Netzwerk von Botenstoffen und Rezeptoren reguliert die Wundheilungsmechanismen des Organs. Zu den bereits gut erforschten Botenstofffamilien zählt der transforming growth factor (TGF)-β. TGF-β gilt als pro-fibrogen, kann also eine Fibrose auslösen oder begünstigen. BMP-9, auch growth and differentiation factor (GDF)-2 genannt, ist Mitglied der Proteinfamilie TGF-β. Doch bisher wusste man zwar, dass BMP-9 in der Leber produziert wird und von dort ins Blut gelangt, nicht aber, wie es sich bei Lebererkrankungen auswirkt.

In verschiedenen Tiermodellen und mit humanen Leberproben konnten die Wissenschaftler jetzt zeigen, dass auch BMP-9 offenbar mit Leberfibrose in Zusammenhang steht. Denn es wird von der sogenannten hepatischen Sternzelle abgesondert, die als Initiator der Leberfibrose gilt. Bei der gesunden Leber wirkt sich der Botenstoff nach Ergebnissen der Forscher positiv insbesondere auf die funktionale Aktivität der Leberzellen aus. Bei einer akut oder chronisch geschädigten Leber hingegen hemmen zu hohe BMP-9-Spiegel offenbar die Heilung.

Würde man die durch BMP-9 aktivierten Signalwege vorübergehend blockieren oder hemmen, könnte sich das Lebergewebe möglicherweise wieder regenerieren, schlussfolgern die Wissenschaftler. In weiteren Studien möchten sie daher entsprechende Substanzen finden und ihre Wirksamkeit untersuchen.

www.umm.uni-heidelberg.de