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DOI: 10.1055/s-0043-114494
Multiresistenzen – Was können wir dagegen tun?
Multiple Drug Resistance – How Can We Take Action?Publication History
Publication Date:
23 April 2018 (online)
Schätzungen zufolge sterben jährlich zwischen 10 000 und 15 000 Menschen an Krankenhausinfektionen. Besonders die Zunahme von Multiresistenzen, u. a. durch den Tourismus in alle Welt, ist ein großes Problem für Gesundheitssystem und Krankenhaushygiene – vor allem wegen der immer komplexeren medizinischen Eingriffe und immunsupprimierenden Therapien.
Im ersten Dossier-Beitrag dieses Heftes steht die Zunahme multiresistenter gramnegativer Bakterien im Vordergrund. Die Autoren berichten über die Epidemiologie weltweit und in Deutschland sowie über die Klassifikation der Resistenzraten bestimmter Bakteriensorten. Für die Besiedlung mit derartigen Bakterien gibt es bestimmte Risikofaktoren, die hier besprochen werden; ein Screening ist vorwiegend bei Patienten erforderlich, die Kontakt zu Gesundheitssystemen in Risikogebieten oder eine vorbekannte Besiedlung hatten.
Der zweite Beitrag behandelt die Prävention und Diagnostik dieser multiresistenten Erreger (MRE). Die Autoren stellen klar, dass MRE-Patienten unter Berücksichtigung der Transmissionswege nicht schlechter behandelt werden dürfen als andere. In der Diagnostik gibt es gerade für das MRSA-Screening eine besondere Technik. Empfehlungen zur Isolierung solcher Patienten gelten für das Krankenhaus, nicht aber für Pflegeheime. Ein äußerst wichtiger Präventionsschritt ist die hygienische Händedesinfektion!
Im dritten Beitrag stehen die rationale Antibiotika-Verordnung und der Stellenwert von Reserve-Antibiotika im Blickpunkt. In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche antimikrobiell wirksame Therapeutika, z. B. Penizilline und die daraus weiterentwickelten Betalactam-Antibiotika, Streptomycin und weitere Aminoglykoside, entwickelt worden. Hier wird eine Übersicht über Antibiotikaverbrauch und die Entwicklung von Multiresistenzphänomenen gegeben. Auch die Differenzierung zwischen intrinsischer und erworbener Resistenz wird besprochen; diese hat Auswirkungen auf die entsprechenden Therapieempfehlungen. Weiterhin geht der Beitrag auf neue Substanzen mit neuen Wirkmechanismen ein.
Der abschließende Beitrag befasst sich mit dem Antibiotikaeinsatz in der Veterinärmedizin. Denn gerade der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ist ein wichtiger Faktor für die Resistenzentwicklung. Es gibt inzwischen einen konstruktiven Dialog zwischen Human- und Veterinärmedizinern, da diese Thematik gemeinsam angegangen werden muss. Tatsächlich ist der Einsatz antimikrobieller Substanzen in der Nutztierhaltung deutlich gesunken – man muss aber weiterhin verstärkt auf eine Antibiotikaminimierung auf das erforderliche Maß achten. Gerade in der Nutztierhaltung sollte immer wieder über den jährlichen Einsatz von Antibiotika und die daraus resultierenden Konsequenzen Rechenschaft abgelegt werden.
Alle Beiträge verfestigen die Botschaft, dass die Entwicklung von Multiresistenzen eine erhebliche Bedrohung darstellt. Es gibt aber durchaus sinnvolle Maßnahmen, mit denen ein wichtiger Schritt in Richtung Prävention getan werden kann: Z. B. kann es mit Antibiotic Stewardship (ABS) gelingen, den rationalen Einsatz von Antiinfektiva zu ermöglichen. Auch die Entwicklung neuer Antibiotika scheint ermutigend, ebenso wie der Ansatz, Bakteriophagen zur Therapie einzusetzen. Für Ärzte und medizinisches Personal ist es jedoch ganz besonders wichtig, durch regelmäßiges hygienisches Händewaschen Kontaminationen und Übertragungen zu verhindern. Allein wenn wir diese simple, aber hochwirksame Maßnahme häufiger anwenden würden, wäre sicherlich ein großer Schritt in die richtige Richtung getan.