Der Klinikarzt 2017; 46(07): 311
DOI: 10.1055/s-0043-115211
Zum Thema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aktuelle Aspekte zu KHK und Herzinsuffizienz bei Diabetes

Nikolaus Marx
Direktor der Medizinischen Klinik I Universitätsklinikum Aachen RWTH Aachen, Pauwelsstr 30, 52074 Aachen, Email: nmarx@ukaachen.de
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 July 2017 (online)

Patienten mit Diabetes mellitus haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und eine deutliche Einschränkung ihrer Prognose durch kardiovaskuläre Folgeerkrankungen wie Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz. Epidemiologische Daten aus den 1990er Jahren konnten erstmals zeigen, dass das Risiko des Patienten mit Diabetes mellitus ohne eine Anamnese für einen Herzinfarkt äquivalent ist zum post-Infarkt-Patienten ohne Diabetes in Bezug auf Myokardinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulären Tod. Diese Daten haben dazu geführt, dass der Diabetes als KHK-Äquivalent angesehen wurde. Fortschritte im Bereich der medikamentösen und interventionellen Therapie haben dazu geführt, dass die Prognose der Patienten mit Diabetes sich in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert hat und die Rate an Myokardinfarkten und Schlaganfällen deutlich vermindert ist. Nichtsdestotrotz haben Patienten mit Diabetes auch heute noch eine eingeschränkte Prognose. Unlängst veröffentlichte epidemiologische Daten im Zeitalter von ACE-Hemmer- und Statintherapie sowie moderner interventioneller Techniken legen nahe, dass die Lebenserwartung eines heute 60-jährigen Mannes um 6 Jahre niedriger liegt als die eines gleich alten Patienten ohne Diabetes und, dass ein 60-jähriger Mann mit Diabetes nach Herzinfarkt 12 Lebensjahre einbüßt. Die Daten verdeutlichen, dass Patienten mit Diabetes mellitus weiterhin ein Hochrisikokollektiv darstellen und weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, die Pathophysiologie kardiovaskulärer Erkrankungen bei Diabetes besser zu verstehen und differenzierte diagnostische und therapeutische Algorithmen zu entwickeln, um die Prognose dieser Patienten zu verbessern.