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DOI: 10.1055/s-0043-116280
Organisiertes Darmkrebs-Screening 2020
Publication History
Publication Date:
10 August 2017 (online)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit über einjähriger Verspätung geht der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) nun – nach der Vorgabe des Krebsfrüherkennungsgesetzes 2013 – in das Stellungnahmeverfahren zum organisierten Darmkrebsscreening. In Kooperation mit anderen Fachgesellschaften hat der bng diesbezüglich klare Positionen formuliert, die in einem gemeinsamen Konzept dem GBA übermittelt werden. Sicherheit und Effektivität der Vorsorgekoloskopie bleiben dabei oberstes Ziel. Das deutsche Vorsorgekoloskopie-Register mit mittlerweile weit über fünf Millionen untersuchten Mitbürgern weist im internationalen Vergleich eine Qualität und Sicherheit aus, um die uns zahlreiche andere Nationen beneiden. Die Effektivität des deutschen Konzeptes zeigt sich seit einigen Jahren auch bevölkerungsbezogen in rückläufigen Neuerkrankungsraten. Grundsätzlich ist daher an der Prämisse der – durchaus hohen – Zulassungsvoraussetzungen zur Vorsorgekoloskopie festzuhalten, um die bereits jetzt erreichte Qualität in diesem Bereich nicht zu gefährden und auf Dauer sicherstellen zu können. Das nun geplante Einladungsverfahren soll die Teilnahmeraten am Darmkrebsscreening unter anderem durch ein breites Angebot zur Durchführung eines quantitativen immunochemischen Stuhltestes (FIT) – neben der Einladung zur Vorsorgekoloskopie – steigern. Das vorgeschlagene Vorgehen, nach dem jedem anspruchsberechtigten Versicherten ein FIT direkt durch die Krankenkassen zugeschickt wird, ist als niederschwelliges Angebot in Verbindung mit einer ärztlichen Beratung bei positivem Testergebnis zu begrüßen. Abzuwarten bleibt, ob die Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung holländische Ergebnisse dieses Vorgehens erreichen kann.
Die „Vorsorgelücke“ bei familiär belasteten Mitbürgerinnen und Mitbürgern im Alter von unter 50 Jahren ist durch ein solch umfassendes, bevölkerungsbezogenes Screening leider noch nicht geschlossen, obwohl sich gerade bei diesem Personenkreis noch steigende Neuerkrankungsraten zeigen. Diese Lücke schließt der bng mit seiner „Initiative familiärer Darmkrebs“. Ausgehend von allen erkrankten Indexpatienten sollen mit Hilfe eines breit angelegten, zum Teil fachkundig delegierten Beratungskonzeptes alle Angehörigen des Patienten informiert, beraten und zur zeitgerechten Vorsorge motiviert werden. Das Konzept wird von Anfang an wissenschaftlich begleitet. Der Ansatz, hier über den Indexpatienten zu gehen, umgeht die erhebliche Unschärfe, mit der Mitbürgerinnen und Mitbürger ihre familiäre Belastung oft nur grob abschätzen, denn quantifizieren können.
Wir gehen angesichts der jetzt breiten, deutschlandweiten Umsetzung unserer „Initiative familiärer Darmkrebs“ davon aus, schon bald erstmalig über belastbare Daten zur Häufigkeit von Neoplasien und zur Wirksamkeit einer gezielten Vorsorgestrategie bei diesen Patienten verfügen zu können. Diese Daten können dann den Weg in die „Regelversorgung“ ebnen.