Der Klinikarzt 2017; 46(09): 422
DOI: 10.1055/s-0043-119260
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Alternative Therapiestrategien in der Urologischen Onkologie

Carsten Kempkensteffen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. September 2017 (online)

In der Urologischen Onkologie ist in den letzten Jahren ein zunehmender Trend weg von radikalen Tumoroperationen, hin zu organ- und funktionserhaltenden Therapieverfahren sowie zur aktiven Überwachung zu verzeichnen. Ziel ist es dabei, die Lebensqualität der Betroffenen bestmöglich zu erhalten, ohne die onkologischen Ergebnisse zu kompromittieren.

Der Paradigmenwechsel basiert maßgeblich darauf, dass viele Tumore aufgrund von Früherkennungsuntersuchungen sowie einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und breiteren Verfügbarkeit der Bildgebung bereits in frühen Stadien diagnostiziert werden.

Ferner konnte für verschiedene Tumorentitäten gezeigt werden, dass bei adäquater Patientenselektion, organerhaltende Operationsverfahren radikal chirurgischen Maßnahmen hinsichtlich der onkologischen Ergebnisse bei geringerer Morbidität nicht unterlegen sind. Beispiele hierfür sind die partielle Zystektomie und die multimodale Therapie beim Harnblasenkarzinom, organerhaltende OP-Techniken beim Peniskarzinom sowie die Teilresektion der Niere beim Nierenzellkarzinom. Für Letztere konnte im Vergleich zur radikalen Tumornephrektomie sogar eine niedrigere Gesamtmortalität nachgewiesen werden, sodass sich die Nierenteilresektion für Patienten mit technisch im Gesunden resektablen Tumoren inzwischen als neuer Standard etabliert hat.

Hinzu kommt die rapide Weiterentwicklung lokal ablativer Verfahren, z. B. des hochintensiven fokussierten Ultraschalls, der Radiofrequenzablation, der Kryotherapie, der irreversiblen Elektroporation, der Photodynamischen Therapie u. a. Für viele dieser innovativen Behandlungstechniken liegen derzeit aber naturgemäß noch keine Langzeitergebnisse vor. Damit diese zukünftig generiert und die neuen Methoden in unterschiedlichen Indikationen valide bewertet werden können, sollten möglichst viele der infrage kommenden Patienten im Rahmen von Studien behandelt werden.

Auch die demografische Entwicklung hat zur zunehmenden Verbreitung defensiverer, nebenwirkungsärmerer Therapiestrategien in der Uroonkologie beigetragen. So gilt es insbesondere bei der zunehmenden Anzahl älterer, oftmals komorbider Patienten, eine Übertherapie zu vermeiden. Die aktive Überwachung und fokal ablative Techniken sind nach einer entsprechenden Aufklärung und Beratung deshalb inzwischen nicht nur für Patienten mit einem „low-intermediate risk“-Prostatakarzinom, sondern auch für Patienten mit kleineren Nierenzellkarzinomen mögliche Alternativen.

Zudem gilt es, therapieassoziierte Spättoxizitäten für besonders junge Tumorpatienten zu minimieren. Aus diesem Grunde ist die aktive Überwachung auch nach Ablatio testis als Alternative zur adjuvanten Chemotherapie beim Nichtseminom bzw. zur adjuvanten Radiotherapie beim Seminom auf dem Vormarsch.

Die nachfolgenden Artikel renommierter Experten fassen diese neuen Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie der häufigsten urologischen Tumorentitäten zusammen und bringen Sie so auf den aktuellen Stand.