PSYCH up2date 2018; 12(05): 379-394
DOI: 10.1055/s-0043-119479
Affektive Störungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Behavioral Activation: Therapie der Depression

Eva Faßbinder
,
Mirco Rogg
,
Ulrich Schweiger
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 September 2018 (online)

Behavioral Activation (BA) ist eine eigenständige Methode der Verhaltenstherapie zur Behandlung von depressiven Störungen. Im Vordergrund steht der Aufbau von werteorientierten Aktivitäten, die einen langfristigen und stabilen Zugang zu positiven Verstärkern ermöglichen und dazu führen, dass das Leben als sinnvoll und erfüllend erlebt wird.

Kernaussagen

BA ist eine bewährte und gut evidenzbasierte Methode zur Behandlung von depressiven Erkrankungen; sie wurde im Zuge der 3. Welle der Verhaltenstherapie neu überarbeitet. BA basiert auf dem Verstärkerverlust-Modell von Lewinsohn. Die Ursachen für Depressionen liegen in einem Mangel an positiver Verstärkung oder einem Übermaß an Bestrafung als Konsequenz. Der gezielte Abbau von Vermeidungsverhalten und der gleichzeitige Aufbau von antidepressivem Verhalten sind die Hauptziele von BA. Dazu wird Verhalten immer im Kontext seiner Funktion statt seiner Erscheinungsform betrachtet. Verhalten gilt als antidepressiv, wenn es positiv verstärkt wird. Dabei wird der Vorzug natürlichen Verstärkern gegeben, die unmittelbar aus der Umwelt des Handelnden kommen, gegenüber arbiträren Verstärkern, die künstlich hinzugefügt werden müssen.

Die BA konzentriert sich gezielt auf die Problembereiche der Antriebsarmut, des Vermeidungsverhaltens, der gestörten Routine und des Grübelns. Die negative Stimmung verändert sich durch die Aufnahme neuen Verhaltens (Von-außen-nach-innen-Modell).

In Verhaltensanalysen wird erarbeitet, was wichtigen Verhaltensweisen vorausgeht und welche Konsequenzen folgen. Dabei wird das individuelle, antidepressive Verhalten für den Patienten ermittelt. Gleichzeitig soll dem Patienten der Zusammenhang zwischen Verhalten und Stimmung verdeutlicht werden.

Wichtiges Instrument sind Wochenstrukturpläne, die man sowohl retrospektiv als auch prospektiv mit unterschiedlichem Schwerpunkt einsetzen kann. Die direkte Verhaltensaktivierung verläuft in kleinen Schritten. Jede Woche sollte es ein konkretes, vereinbartes Verhaltensexperiment geben, dessen Konsequenzen erneut analysiert werden.

 
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