Z Gastroenterol 2017; 55(10): 1055
DOI: 10.1055/s-0043-119554
Nachruf
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In memoriam Professor Dr. med. Nepomuk Zöllner 21. Februar 1923 bis 10. Juli 2017

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Publication Date:
11 October 2017 (online)

Am 10. Juli 2017 ist Professor Dr. med. Nepomuk Zöllner, 94-jährig, in München verstorben. Als Vorsitzender der DGVS richtete Zöllner im September 1979 die 34. Jahrestagung in Garmisch-Partenkirchen aus.

Nepomuk Zöllner studierte während des Zweiten Weltkriegs Medizin. Unterbrochen wurde das Studium durch Wehrdienst und Kriegseinsatz. Nach Abschluss des Studiums absolvierte er seine Pflichtassistentenzeit in Münchener Kliniken. Von 1948 bis 1950 und 1952/53 erhielt er seine wissenschaftliche Ausbildung am Boston Dispensary/Tufts Medical Center bei dem 1935 aus Deutschland vertriebenen Stoffwechselforscher Siegfried Thannhauser. Seit 1953 war Zöllner an der Medizinischen Poliklinik an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) bei Walter Seitz tätig. 1954 für Innere Medizin habilitiert wurde er dort Laborleiter und Oberarzt. Gleichzeitig arbeitete er bei dem Biochemiker Feodor Lynen, der über die Mechanismen und die Regulierung des Cholesterin- und Fettstoffwechsels forschte. 1960 erhielt Zöllner eine apl. Professur an der Münchener Universität, 1973 wurden ihm der Lehrstuhl für Innere Medizin und die Ärztliche Direktion an der Medizinischen Poliklinik der LMU München übertragen. Die Klinik leitete er bis zu seiner Emeritierung 1993. Zöllner gehörte zu den Herausgebern internationaler wissenschaftlicher Zeitschriften wie Annals of Nutrition and Metabolism und Zeitschrift für Experimentelle Medizin; 1995 übernahm er die Herausgeberschaft der neu etablierten Zeitschrift European Journal of Medical Research.

Organisatorisch war Zöllner vielfältig aktiv, so hatte er den Vorsitz der Deutschen Gesellschaft für Ernährung inne, war 1985/86 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und leitete die Kommission für Ernährungswissenschaft der DFG. Von 1982 bis 1986 war er Vizepräsident der Universität München.

Seine Verdienste wurden 1976 mit dem Bayerischen Verdienstorden und 1992 mit der Ehrenmitgliedschaft der DGIM gewürdigt. 2008 wurde Zöllner mit der Heinrich-Wieland-Medaille in Gold für seine jahrzehntelange Forschungsarbeit geehrt.

Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Tätigkeit stand die Stoffwechselpathologie. Insbesondere befasste sich Zöllner mit den Störungen und Krankheiten des Fett- und Purinstoffwechsels wie Hypercholesterinämie und Gicht. Diese wurden von Zöllner neu und mit einer selbst entwickelten Methodik analysiert, wobei er sich frühzeitig mit besonderem Interesse genetischen Faktoren in der Krankheitsentstehung widmete. Fragen aus dem Gebiet der klinischen Pharmakologie sowie der klinischen Ernährungslehre waren Gegenstand weiterer wissenschaftlicher Interessen. Neben seinen zahlreichen Publikationen aus dem Spektrum der Inneren Medizin sind zwei Beiträge hervorzuheben: 1957 gab Nepomuk Zöllner Thannhausers Lehrbuch des Stoffwechsels und der Stoffwechselkrankheiten (1929 erstmals erschienen) in einer völlig neu bearbeiteten, zweiten Auflage heraus. 1976 publizierte er gemeinsam mit Wolfgang Gröbner die umfassende Darstellung der Gicht als Band 7 (Stoffwechselkrankheiten, Teil 3) des Handbuches der Inneren Medizin.

Es ist ein besonderes Verdienst, dass Zöllner 2001 gemeinsam mit Alan F. Hofmann ausführlich Siegfried Thannhausers Biografie und Lebenswerk beschrieben und gewürdigt hat (Thannhauser war seit 1930 Ordinarius für Innere Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg; 1934 wurde er infolge der NS-Politik entlassen, weil sich seine Familie zur jüdischen Religionsgemeinschaft bekannt hatte; 1935 war er zur Emigration in die USA gezwungen).

Seit ihrer ersten Tagung 1914 wurden in unserer Fachgesellschaft Themen des Stoffwechsels behandelt. Nepomuk Zöllner setzte die Arbeit Siegfried Thannhausers fort und repräsentierte in eindrücklicher Weise jene Internisten, die ihre wissenschaftliche Arbeit auf die Pathophysiologie und Erkrankungen des Stoffwechsels konzentrierten. Die DGVS wird Professor Nepomuk Zöllner ein ehrendes Andenken bewahren.

Dr. med. Harro Jenss, Archivar der DGVS

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Prof. Dr. med. Nepomuk Zöllner (Foto, privat)