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DOI: 10.1055/s-0043-119953
Studie: Wie gesund werden wir alt?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
09. März 2018 (online)
Wir werden immer älter. Aber gewinnen wir gesunde Lebensjahre oder verbringen wir die zusätzliche Lebenszeit in krankem Zustand? Dieser Frage gehen Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in ihrem seit 2013 laufenden Projekt „Morbiditätskompression“ nach, für das sie Daten von 3 Millionen Menschen aller Altersgruppen über 10 Jahre vergleichen. Nun gibt es erste Ergebnisse: Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs treten seltener und später im Laufe des Lebens auf als früher. Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“) kommt hingegen immer häufiger vor, insbesondere bei den unter 40-Jährigen. Auch die Multimorbidität ist angestiegen – der Umstand, dass eine Person viele Erkrankungen hat, die mit Medikamenten gut in den Griff zu bekommen sind. „Wir werden gesünder alt“, fasst Professor Dr. Siegfried Geyer zusammen, Leiter des Projektes und der Medizinischen Soziologie der MHH. Die Ergebnisse seiner Arbeiten trug er mit seinem Team in verschiedenen Artikeln zusammen, die in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind.
Einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenkrebs bekommen heutzutage 22 % weniger Männer als noch vor 10 Jahren – und diese sind dann rund ein Jahr älter als früher, durchschnittlich 66 Jahre. Das Risiko, an einer dieser Krankheiten zu sterben, ist ebenfalls um 22 % gesunken. Bei Frauen verringerte sich das ohnehin geringere Risiko, an einer der 3 Leiden zu erkranken, sogar um mehr als 30 %. Doch sie waren beim Auftreten der Erkrankung durchschnittlich 76 Jahre und damit ebenso alt wie früher. Sie starben auch ebenso häufig daran.
Bei Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“) verhält es sich anders: Die Erkrankung hat in der Bevölkerung zugenommen – v. a. bei den unter 40-Jährigen. „Allerdings kann man diese Erkrankung besser behandeln als früher, so dass man mit ihr länger leben kann“, erläutert Professor Geyer. Er fand auch heraus, dass das Erkrankungsrisiko mit steigendem Bildungsstand sinkt. „Diabetes ist ein Problem der Lebensweise, vor allem Übergewicht und Bewegung sind vorrangige Probleme“, sagt Professor Geyer.
Auch die sog. Multimorbidität nimmt in der Bevölkerung zu: Immer mehr Menschen haben 6 oder mehr Erkrankungen gleichzeitig, die zum Teil mit Medikamenten behandelt werden müssen, mit denen sie aber gut leben können – beispielsweise Bluthochdruck. In diesem Zusammenhang interessiert nun, ob Multimorbiditäten zwangsläufig zunehmen, wenn andere Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs abnehmen: „Wir möchten die Frage klären, ob es eine Verschiebung von wenigen großen zu vielen kleinen Krankheiten gibt, die später auftreten.“
„Unsere Ergebnisse legen eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters nahe“, sagt Professor Geyer. Bei einer stark körperlich belastenden Arbeit wäre ein früheres Renteneintrittsalter angemessen, bei überwiegend geistiger Arbeit kann es sinnvoll sein, die Grenze nach oben zu verschieben.
„Es geht aber auch darum, wie eine Gesellschaft mit alten Menschen umgehen soll, um ihre Aktivität und geistige Beweglichkeit max. lange zu erhalten“, erläutert Professor Geyer. „Um im Alter körperlich und seelisch gesund zu bleiben, ist sportliche sowie geistige Regsamkeit besonders wichtig.“ Ressourcen gelte es zu erhalten – beispielsweise durch regelmäßiges Lesen sowie soziale Aktivitäten mit Kommunikation, zum Beispiel über ein Hobby.
Originalpublikationen finden Sie im Internet unter folgendem Link: http://www.mh-hannover.de/27760.html
Nach Angaben der MHH