Z Orthop Unfall 2018; 156(01): 78-84
DOI: 10.1055/s-0043-120200
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Unfallwahrscheinlichkeit von Senioren bei der Nutzung von E-Bikes

Ein neues Themenfeld der Gesundheitsvorsorge und damit der Beratungsleistung der niedergelassenen ÄrzteHow Probable is it That Seniors Using an E-Bike Will Have an Accident?A New Health Care Topic, Also for Consulting Doctors
Raphael Weiss
1   Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Münster
,
Christian Juhra
2   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster
,
Britta Wieskötter
2   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster
,
Udo Weiss
3   Polizeipräsidium Münster, Polizei NRW
,
Susanne Jung
4   Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Münster
,
Michael Raschke
2   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster
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Publication History

Publication Date:
22 November 2017 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Deutschland ist eine Radfahrnation mit über 70 Mill. Fahrrädern. Bedingt durch die technische Weiterentwicklung wurden im Jahr 2010 deutschlandweit bereits 200 000 E-Bikes (Oberbegriff für elektrobetriebene Fahrräder, beinhaltet auch Pedelecs) verkauft, 2013 waren dies bereits 410 000. Aktuell werden deutschlandweit mehr als 1,6 Mill. Elektrofahrräder genutzt. Eine der größten Nutzergruppen sind Senioren. Unfallforscher befürchten ein erhöhtes Unfall-/Verletzungsrisiko.

Methode Ein Jahr lang wurden alle Radverkehrsunfälle, speziell die Elektrofahrradunfälle unter Beteiligung von Senioren, in 23 Krankenhäusern des TraumaNetzwerks NordWest und der örtlich zuständigen Polizeibehörden erhoben und analysiert.

Ergebnisse Ein Vergleich der Elektrofahrrad fahrenden Senioren mit der Gruppe der ebenfalls elektrounterstützt Rad fahrenden Jüngeren ergab im ersten Ansatz ein höheres Verletzungsrisiko. Die weitere vergleichende Analyse der schwerverletzten Senioren, die ein elektrounterstütztes Fahrrad fuhren, mit denen, die ein konventionelles Fahrrad nutzten, widersprach dem jedoch. Eine statistische Signifikanz blieb aus. Die Unfallwahrscheinlichkeit erhöhte sich mit dem Alter, nicht jedoch mit dem Fahrradtyp.

Schlussfolgerung Unfallvermeidend könnten, neben einem spezifischen Fahrtraining, medizinische Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Leistungseinbußen, speziell im Bereich kognitiver Verarbeitungsprozesse und des Gleichgewichts, wirken. Sie sollten zukünftig selbstverständlicher Bestandteil der Gesundheitsvorsorge und damit der Beratungsleistung der niedergelassenen Ärzte sein.

Abstract

Background In Germany there are more than 70 million bicycles. Because of technical progress, over 200,000 electro-assisted bikes were sold in Germany in 2010 alone. In 2013, the number increased to 410,000. Currently more than 1.6 million electric bicycles are used here. One of the largest user groups are seniors. Accident researchers fear an increased risk of accidents/injuries.

Methods For one year, all cycling accidents involving electric bicycles and senior citizens were collected and analysed in 23 hospitals of the TraumaNetwork NorthWest and by the local police authorities.

Results A comparison of the senior and younger electro-assisted cyclists showed a higher risk of injury for seniors in the initial analysis. A further comparative analysis of severely injured seniors who were riding an electro-assisted bike with those who used a conventional bicycle contradicted this. There was no statistical significance. The risk of an accident increased with age, but not with bicycle type.

Conclusion To reduce accidents, driving training and medical precautionary examinations could be used to detect losses of performance, cognitive processing and balance. In the future, they should become an integral part of the health care system and the services of practicing physicians.