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DOI: 10.1055/s-0043-121351
Ist Depression ein Risikofaktor für Demenz?
Publication History
Publication Date:
08 January 2018 (online)
Bevor eine Alzheimerdemenz (AD) klinisch sichtbar wird, finden nach neuesten Untersuchungen wahrscheinlich schon 2 Jahrzehnte zuvor histopathologische Veränderungen statt – insbesondere das β-Amyloid betreffend. Forschergruppen sind sich einig, dass spezifische antidementive Interventionen daher so früh wie möglich erfolgen sollten. In vorangegangen Studien wurde diskutiert, ob depressive Symptomatik, auch Jahre vor der Diagnose einer AD, mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer AD einhergeht. So konnte beispielsweise in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2006 nachgewiesen werden, dass eine Depression mit einem 2-fach erhöhten Risiko für die Entwicklung einer AD assoziiert ist. Andererseits wird in anderen Studien davon ausgegangen, dass depressive Symptomatik eher ein Prodrom einer Demenz sein könnte. Allerdings wurde die Depression nur für einen Zeitraum von 5 bzw. 11 Jahren vor Diagnosestellung einer AD untersucht – ein relativ kurzer Zeitraum, der eine eindeutige Klärung dieses Sachverhaltes (Depression als Risikofaktor oder als Prodrom) nicht zulässt. Englische Wissenschaftler haben daher anhand einer Kohortenstudie den Untersuchungszeitraum deutlich auf 28 Jahre erweitert: über 10 000 Patienten im Alter von 35 – 55 Jahren wurden im Jahr 1985 anhand einer strukturierten klinischen Evaluation über einen Zeitraum von 28 Jahren untersucht. In dieser Zeit fand ungefähr alle 5 Jahre eine körperliche Untersuchung statt, depressive Symptomatik wurde in diesem Zeitraum insgesamt 9-mal anhand der „General Health Questionnaire“ (GHQ-30) evaluiert sowie 3-mal mittels der „Center for Epidemiological Studies Depression Scale“ (CES-D). Zur Detektion einer Demenz wurden nachfolgend Informationen aus verschiedenen Datenbanken bis 2015 erhoben. Insgesamt wurde bei 322 Patienten eine Demenz diagnostiziert. Als weitere Variablen wurden Rauchen, Alkoholkonsum, sportliche Aktivität, Ernährungsgewohnheiten und somatische Komorbiditäten wie Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen erhoben. Mittels Cox Regressionsanalyse wurde nun die mögliche Assoziation von Depression (GHQ-30) und Inzidenz einer Demenz untersucht. Von allen Untersuchungszeitpunkten konnte lediglich für 2003 eine mögliche Assoziation hergestellt werden, aber nicht zu früheren Zeitpunkten. Bei Patienten, die im Schnitt vor 11,1 Jahren eine depressive Symptomatik mittels CES-D gezeigt hatten, wurde auch ein erhöhtes Risiko einer Demenz detektiert (HR 2,28). Hingegen zeigte sich kein erhöhtes Risiko für eine Demenz bei Patienten, die 1985, 1989 oder 1991 eine durch GHQ-30 detektierte Depression aufwiesen. Gleiches gilt für Patienten mit chronischen oder rezidivierenden depressiven Episoden. Patienten mit einer durch GHQ-30 detektierten Depression im Jahre 1997, 2001 und 2003 zeigten hingegen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Demenz. Es konnte zudem ein Anstieg von depressiver Symptomatik in dem Jahrzehnt vor einer Demenzdiagnose festgestellt werden.