Der Klinikarzt 2017; 46(11): 578-582
DOI: 10.1055/s-0043-122258
Serie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neue Entwicklungen in der Strahlentherapie

Hochpräzisionsverfahren und künftige Herausforderungen auf dem Weg zur individualisierten Behandlung
Katharina Seidensaal
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für RadioOnkologie und Strahlentherapie
2   Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum
,
Semi Ben Harrabi
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für RadioOnkologie und Strahlentherapie
2   Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum
,
Jürgen Debus
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für RadioOnkologie und Strahlentherapie
2   Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum
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Publication Date:
15 November 2017 (online)

Zusammenfassung

Kaum eine andere Disziplin wird durch physikalische Erkenntnisse und technologischen Fortschritt beeinflusst wie die Radiotherapie. Die Einführung der Intensitätsmodulierten Radiotherapie (IMRT) ermöglichte eine höhere Präzision und bessere Risikoorganschonung. Der Einsatz von Protonen mit ihren speziellen Eigenschaften bietet insbesondere große Vorteile in der Therapie von pädiatrischen und jungen Patienten und ermöglicht die Therapie von Tumoren mit heikler anatomischer Lagebeziehung z. B. an der Schädelbasis. Zu den modernsten Errungenschaften gehört die Kohlenstoffionentherapie, sie steht gerade mal an 11 Standorten weltweit zur Verfügung. Durch die besonderen biophysikalischen Eigenschaften ist diese besonders für die Behandlung von strahlenresistenten Tumoren wie Chordomen, Chondrosarkomen und adenoidzystischen Karzinomen, in Angrenzung an strahlensensible Risikoorgane geeignet. Die Dosisverteilung der Partikeltherapie ist auch den modernsten Methoden der Photonentherapie weit überlegen. In besonderer Weise wird die Radiotherapie durch die Fortschritte in der Bildgebung, speziell MRT und PET, beeinflusst. Die Möglichkeiten der „image guidance“, der bildgebenden Betrachtung unter der laufenden Therapie zur Positionierungsgenauigkeit, gipfeln in der adaptiven Radiotherapie, der Anpassung an Veränderungen des Tumors in Größe und Lage sowie an Lageveränderungen von Risikoorganen. Für die weitere Erforschung dieser Möglichkeiten werden aktuell 2 Hybridgeräte aus MRT und Linearbeschleuniger in Heidelberg und Tübingen installiert. Mit Spannung gestaltet sich die Suche nach patientenspezifischen Biomarkern für Therapieansprechen sowie strahlensensibilisierenden Substanzen zur „Targeted Therapy“. Die große Herausforderung der modernen Strahlentherapie wird die Individualisierung der Therapie bezüglich der Dosis, Zielvolumendefinition und Therapiedauer darstellen.