Intensivmedizin up2date 2018; 14(03): 263-278
DOI: 10.1055/s-0043-122729
Internistische Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Malaria tropica und Dengue-Fieber – eine Herausforderung der Intensivmedizin

Bianca V. A. Eder
,
Alfred L. Bissinger
,
Reimer Riessen
,
Michael Haap
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. August 2018 (online)

Immer häufiger werden auch Industrieländer mit Fällen von Tropenkrankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber konfrontiert. Bei oft schwieriger Reiseanamnese sind die schnelle Diagnosestellung und der frühe Therapiebeginn oft eine Herausforderung, da durch eine Zeitverzögerung die Mortalität schnell steigen kann. Der Artikel beleuchtet 2 klassische Vertreter von Tropenkrankheiten, insbesondere unter intensivmedizinischen Aspekten.

Zusammenfassung

Eine schwere Malaria wird in aller Regel durch eine P.-falciparum-Infektion verursacht, die zumeist in Subsahara-Afrika akquiriert wurde. Eine Chemoprophylaxe gegen Malaria ist in solchen Fällen trotz klarer Indikation vor Ort zumeist nicht konsequent durchgeführt worden.

Eine schnelle Diagnosestellung und der frühe Beginn einer Behandlung mit Artesunat senkt die Letalität deutlich. Die Diagnosestellung einer schweren Malaria kann eine Herausforderung bei Reisenden mit unklarer Reiseanamnese darstellen. Kommt es im Rahmen der Malaria zu Organdysfunktionen, ist eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich. Die Letalität einer komplizierten Malaria variiert, abhängig von der Therapie und vom Ort der Behandlung, in verschiedenen Studien zwischen 10 und 32%. In einer aktuellen europäischen Multicenterstudie betrug die Letalität hingegen nur 1,6% [39].

Faktoren, die zu einem ungünstigen Outcome beitragen können, sind insbesondere ein verzögerter Beginn der Antimalariamedikation, ein Schockgeschehen, ARDS, bakterielle Koinfektionen und das Fehlen einer entsprechenden intensivmedizinischen Betreuung.

Kernaussagen
  • Durch die steigende Mobilität und Reiselust in Europa werden wir häufiger mit Tropenkrankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber konfrontiert.

  • Afrikaner, die eine Malaria tropica überleben und dann immer wieder damit konfrontiert wurden, entwickelt eine Art immunologische Abwehr, die häufig als Semiimmunität bezeichnet wird. Wandern diese Personen z. B. nach Europa aus oder leben längere Zeit in Gebieten ohne Malaria, geht diese Semiimmunität wieder verloren. Eine Teilimmunität gegen Malaria gibt es für Europäer, die immer wieder Zeit außerhalb Afrikas verbringen, nicht.

  • Bei Zeichen einer komplizierten Malaria (Dysfunktion verschiedener Organsysteme) sollte der Patient intensivmedizinisch überwacht und betreut werden.

  • Artesunat i. v. wird bei schwerer Malaria tropica in einer Dosis von 2,4 mg/kgKG zum Zeitpunkt 0, 12 und 24 Stunden und anschließend 1 × tgl. für 7 Tage als Mittel der ersten Wahl nach Leitlinie empfohlen. Gegebenenfalls kann nach der dritten i. v. Gabe die Therapie auf eine orale Kombinationstherapie Riamet 2 × tgl. für 3 Tage umgestellt werden.

  • Die Infektion mit dem Dengue-Virus ist weltweit in der Inzidenz steigend und nimmt auch in Deutschland bei Reiserückkehrern, insbesondere aus Südostasien, zu.

  • Bei Patienten, die Zeichen eines Capillary Leak und die von der WHO definierten Warnsignale zeigen, ist das initiale klinische Management mit ggf. intensivmedizinischer Behandlung für das weitere Outcome entscheidend.

  • Eine zielgerichtete antivirale Therapie steht bei der Dengue-Virusinfektion nicht zur Verfügung. Daher besteht das klinische Management aus einer zeitnahen symptomatischen Therapie.