Aktuelle Urol 2018; 49(04): 358-367
DOI: 10.1055/s-0043-123261
OP-Techniken
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kinderurologie – Antirefluxplastik nach Lich-Gregoir

H. Riedmiller
,
A. Löser

Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Hubertus Riedmiller, Würzburg.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. August 2018 (online)

Einleitung

Kaum ein Thema in der Kinderurologie hat in den letzten Jahren so viele Diskussionen hervorgerufen wie die Therapie des vesikoureterorenalen Refluxes (VUR). Ziel der Behandlung ist die Vermeidung von rezidivierenden, aszendierenden, fieberhaften Harnwegsinfektionen (HWI) und damit die Verhinderung renaler Narben, die zur Reduktion der Nierenfunktion führen.

Ein primärer VUR ist Folge eines fehlerhaften Aufbaus des terminalen Ureters und einer mangelhaften Verankerung des Ureterostiums in der Blase bei kombinierten Form- und Lageanomalien des Harnleiterostiums. Der sekundäre VUR ist Folge einer anderen Harnwegsfehlbildung oder funktionellen Blasenentleerungsstörung, die mit einer Erhöhung des Blasenauslasswiderstands einhergehen.

Die Indikation zur konservativen oder operativen Therapie wie auch zur gewählten OP-Technik ist nicht nur abhängig vom Grad des VUR und dem klinischen Verlauf des betroffenen Kindes, sondern auch von eventuellen begleitenden Harnwegsanomalien, der ipsilateralen Nierenfunktion, der Blasenkapazität, der Blasenfunktion, der Compliance des Patienten und dem Wunsch der Eltern.

In den Fokus gerückt ist auch die transurethrale Unterspritzung des refluxiven Harnleiterostiums mit Dextranomer-Mikrosphären/Hyaluronsäure (Deflux), die – insbesondere bei niedriggradigem VUR – eine Alternative zur offenen operativen Therapie darstellt. So zeigte eine große Metaanalyse von Elder et al. aus dem Jahr 2006 an über 5500 Patienten eine stadienabhängige Erfolgsquote für die subureterale Unterspritzung von 78,5 % bei VUR-Grad I und II, 72 % bei Grad III, jedoch nur 63 % bei Grad IV und 51 % bei Grad V. Dem gegenüber stehen jedoch die exzellenten Ergebnisse der offen-chirurgischen Therapie. Bei der rein extravesikalen Antirefluxplastik nach Lich-Gregoir liegt die Erfolgsquote (definitive Beseitigung des Refluxes) bei über 98 %, bei der Psoas-Hitch-Ureterozystoneostomie bei über 97 %.

Im Folgenden wird die extravesikale Antirefluxplastik nach Lich-Gregoir beschrieben.