Endo-Praxis 2018; 34(01): 36-41
DOI: 10.1055/s-0043-123324
Originalarbeit
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Die Durchführung der perkutanen gastralen Punktion im Rahmen der PEG-Anlage durch Pflegepersonal – rechtlich und fachlich legitim?

Jens Karnine
Funktionsleitung Medizinische Ambulanz, St. Vincenz Krankenhaus Paderborn – Standort St. Josefs Krankenhaus
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05 February 2018 (online)

Zusammenfassung

Die perkutane endoskopische Gastrostomie ist ein etabliertes endoskopisch-chirurgisches Verfahren zur Anlage von Ernährungskathetern. Die Durchführung im praktischen Alltag erfordert für die Durchführung zwei Ärzte (Endoskopiker und Punkteur) und ist somit sehr personalintensiv. Da dieser Standard der Durchführung nicht immer eingehalten wird oder werden kann, schafft sich die praktische Realität ihre eigenen, kritisch zu hinterfragenden Lösungswege.

Vor dem Hintergrund veränderter Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen mit der Notwendigkeit neue Strukturen zu schaffen und Prozesse zu verändern, stellt sich die Frage, ob die Tätigkeit der perkutanen gastralen Punktion im Rahmen der PEG-Anlage nicht auch durch Pflegepersonal durchgeführt werden kann.

Generell wird dies in rechtlichen und fachlichen Aussagen und Vorgaben verneint. Die PEG-Anlage ist als nicht delegierbare ärztliche Aufgabe klassifiziert. Bei genauer Betrachtungen und Untersuchung der in Deutschland gültigen Rechtsquellen, Gesetze, Richtlinien etc. lassen sich allerdings keinerlei Grundlagen schaffende Begründungen diesbezüglich erkennen. Im Rahmen der Betrachtung der praktischen Durchführungstätigkeit erscheint die Aussage der Nichtdelegierbarkeit der Durchführung der perkutanen gastralen Punktion ebenfalls als nicht begründbar und haltlos.

Allerdings muss auch deutlich benannt werden, dass bei einer Übernahme der perkutanen gastralen Punktion durch Pflegepersonal bestimmte strukturelle, prozessorganisatorische und vor allem qualifikatorische Voraussetzungen vorausgesetzt und gegeben sein müssen.

 
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