Sprache · Stimme · Gehör 2018; 42(02): 73-77
DOI: 10.1055/s-0043-123985
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Selektiver Mutismus bei mehrsprachigen Kindern

Selective Mutism in Bilingual Children
Anja Starke
Technische Universität Dortmund, Fakultät Rehabilitationswissenschaften, Sprache und Kommunikation
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Juni 2018 (online)

Mehrsprachige Kinder scheinen vergleichsweise häufiger vom selektiven Mutismus betroffen zu sein als einsprachige Kinder. Dabei ist jedoch bislang unklar, wodurch eine erhöhte Vulnerabilität entsteht. Die Ängstlichkeit der Kinder ist sowohl für ein- als auch mehrsprachige Kinder der bedeutsamste Faktor in der Entstehung und Aufrechterhaltung des Schweigens. Für mehrsprachige Kindern kommen weitere Stressfaktoren wie sprachliche Unsicherheiten im Zuge des Zweitspracherwerbs sowie das Leben in zwei oder mehreren Kulturen hinzu. Geringe Sprachkompetenzen in der Umgebungssprache und eine geringe Orientierung der Eltern an der Umgebungskultur werden neben der Ängstlichkeit als bedeutsame Faktoren für die erhöhte Vulnerabilität diskutiert.

Abstract

Bilingualism is associated with a higher risk for selective mutism. But to date, evidence on the development of selective mutism in bilingual children is scarce. Linguistic insecurity and living in to or more different cultures are discussed as potential additional factors for this population. Low level of language proficiency in the mainstream language as well as a low orientation of parents to the mainstream culture in combination with a predisposition for anxiety may lead to a higher vulnerability in bilingual children.