Sprache · Stimme · Gehör 2018; 42(02): 91-96
DOI: 10.1055/s-0043-125198
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gebrauch geschlechtsübergreifender Personenbezeichnungen in der „Sprache · Stimme · Gehör“ im Jahr 2016

Use of Personal Descriptions for Both Genders in „Sprache · Stimme · Gehör“ in 2016
Tabea Tiemeyer
Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover
,
Martin Ptok
Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Juni 2018 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund Stereotype sind früh erlernte und hoch automatisierte kognitive Strukturen, die Erwartungen und Vermutungen über eine soziale Gruppe, ihre Verhaltensweisen, Charakteristika und Einstellungen repräsentieren. Der Zusammenhang von Sprache und Kognition führt zu der Annahme, dass Stereotype sich in der Sprache widerspiegeln und umgekehrt Sprache Stereotype stärkt. Ein Einfluss geschlechtergerechter Sprache auf die – im ersten Schritt gedankliche – Gleichstellung von Männern und Frauen in verschiedenen Kontexten ist somit naheliegend. In der vorliegenden Arbeit werden die Variationen im Gebrauch unterschiedlicher Realisierungstypen geschlechtsübergreifender Personenbezeichnungen untersucht. Von besonderem Interesse ist dabei der aktuelle Sprachgebrauch sowie die Herausarbeitung von möglichen Einflussfaktoren auf die Verwendung von geschlechtsübergreifenden Personenbezeichnungen.

Methodik Eine Korpusanalyse aller Texte aus 4 Ausgaben des Jahrgangs 2016 der Zeitschrift „Sprache · Stimme · Gehör“.

Ergebnisse Ein Gebrauch geschlechtergerechter Sprache konnte in einigen Texten festgestellt werden. Anwendungskonsequenz und -art variierten stark und zeigten sich nicht nur autorinnen- und autorenabhängig. Ebenso zeigte sich eine Abhängigkeit der Art der geschlechtsübergreifenden Personenbezeichnungen von Geschlechtsstereotypen bezüglich der Geschlechterverteilung in verschiedenen Berufen und in der erwarteten Leserschaft.

Abstract

Background Stereotypes are well-learned and automatically activated cognitive structures that represent expectations and assumptions about a social group, its behaviors, characteristics, and attitudes. The relationship between language and cognition leads to the assumption that there is an interaction between language and stereotypes. Accordingly, an influence of gender-fair language on gender equality in different contexts is therefore obvious. This paper examines the variations in the use of personal names that refer to more than one gender. Of particular interest is the actual language usage of personal names as well as the elaboration of possible influencing factors on the use of personal names.

Method A corpus analysis of four issues of the year 2016 of the journal „Sprache · Stimme · Gehör“.

Results Gender-fair language was found in some manuscripts. Consistency and forms varied and depended on the author. There was also a dependency between the types of person names and gender stereotypes concerning gender distribution in different occupations as well as between person names and the expected readership.