Pneumologie 2023; 77(S 01): S39-S40
DOI: 10.1055/s-0043-1760960
Abstracts

Abszedierende Pneumonie als Erstmanifestation und diskrepante Lungenfunktionsbefunde als Hinweis für eine neurologische Grunderkrankung – ein Fallbericht

S Knorz
1   Klinikum Würzburg Mitte; Med. Klinik Mit Schwerpunkt Pneumologie und Beatmungsmedizin
,
J Strasen
1   Klinikum Würzburg Mitte; Med. Klinik Mit Schwerpunkt Pneumologie und Beatmungsmedizin
,
D Cheufou
2   Klinikum Würzburg Mitte; Klinik für Chirurgie und Thoraxchirurgie
,
H Langen
3   Klinikum Würzburg Mitte; Institut für Radiologie
,
C Uibel
4   Klinikum Würzburg Mitte; Klinik für Neurologie
,
M Held
5   Medizinische Klinik Mit Schwerpunkt Pneumologie und Beatmungsmedizin; Klinikum Würzburg Mitte Missioklinik; Med. Klinik Mit Schwerpunkt Pneumologie und Beatmungsmedizin
› Institutsangaben
 

Ein 21-jähriger Patient ohne Vorerkrankungen wurde bei CT-grafisch erhobener abszedierender Pneumonie im Unterlappen rechts zugewiesen. CT-gesteuerte Punktion zur Materialasservation, Anlage einer Thoraxdrainage. Kalkulierte antimikrobielle Therapie mit Ampicillin/Sulbactam und Flucloxacillin. Nachweis von Streptococcus intermedius, sensibel auf die durchgeführte antibiotische Therapie. Bei ausgeprägtem Befund wurde eine Unterlappenresektion zur Fokussanierung erwogen. In der hierfür u.a. durchgeführten Bodyplethysmographie konnten FRCpleth 3,54 l (105% vom Soll), FVC 2,44 l (42% vom Soll) und TLC 5,35 L (72% vom Soll) und damit diskrepante Befunde erhoben werden. Im Verlauf deutliche klinische Besserung mit Abfall der initial hohen Entzündungswerte. Eine CT-Verlaufskontrolle nach 2-Wochen zeigte eine völlige Regredienz des Abszesses mit nur residuellen Veränderungen. Auf eine Unterlappenresektion konnte verzichtet werden ([▶Abb. 1]).

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Abb. 1  CT-Befund bei Diagnose der abszedierenden Pneumonie

Im Rahmen der Ursachenabklärung für die abszedierende Pneumonie ließ sich „wiederholtes Verschlucken“ eruieren. In der fiberoptischen Schluckuntersuchung (FEES) zeigte sich eine schwere Schluckstörung. In der weiterführenden neurologischen Diagnostik ließ sich eine myotone Dystrophie Typ I (Curschmann-Steinert) diagnostizieren. Die Lungenfunktionskontrolle zeigte persistierend die Diskrepanz zwischen bodyplethysmographisch und spirometrisch gemessenen Volumina und damit Hinweise auf eine Einschränkung der Mitarbeit durch Kraftminderung ([Abb. 2]).

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Abb. 2  Nachweis einer kleinen gasgefüllten Höhle mit streifigen Veränderungen und kleinem Resterguss nach 14-tägiger i.v.-antibiotischer Therapie

Der Fallbericht zeigt auf:

  • Anamnese und subtile Abklärung hinweisender Symptome sind für die ursächliche Klärung einer Pneumonie entscheidend.

  • Die differenzierte Betrachtung mitarbeitsabhängiger und unabhängiger Lungenfunktionsparameter kann zusätzlich wertvolle Hinweise geben.

  • Bei einer abszedierenden Pneumonie kann eine prolongierte antibiotische Therapie eine große und für einen jungen Patienten einschneidende OP vermeiden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. März 2023

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