Pneumologie 2023; 77(S 01): S75-S76
DOI: 10.1055/s-0043-1761046
Abstracts

Anhaltende kapilläre Rarefizierung bei Post-COVID

I Osiaevi
1   Universitätsklinikum Münster; Klinik für Innere Medizin A: Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Pneumologie
,
A Schulze
1   Universitätsklinikum Münster; Klinik für Innere Medizin A: Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Pneumologie
,
G Evers
1   Universitätsklinikum Münster; Klinik für Innere Medizin A: Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Pneumologie
,
K Harmening
1   Universitätsklinikum Münster; Klinik für Innere Medizin A: Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Pneumologie
,
H Vink
2   Universität Maastricht; Abteilung für Physiologie, Institut für Kardiovaskuläre Forschung
,
P Kümpers
3   Universitätsklinikum Münster; Klinik für Innere Medizin D: Allg. Innere Medizin und Notaufnahme Sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie
,
M Mohr
1   Universitätsklinikum Münster; Klinik für Innere Medizin A: Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Pneumologie
,
A Rovas
3   Universitätsklinikum Münster; Klinik für Innere Medizin D: Allg. Innere Medizin und Notaufnahme Sowie Nieren- und Hochdruckkrankheiten und Rheumatologie
› Author Affiliations
 

Einleitung COVID-19 ist eine durch SARS-CoV-2 hervorgerufene Multisystemerkrankung. Insbesondere in der Akutphase von COVID-19 wurde eine schwere mikrovaskuläre und Endothelschädigung nachgewiesen. Über 6 Monate nach Akutphase leiden jedoch bis zu 60% der Patienten unter anhaltenden Symptomen, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Pathophysiologie des sog. Post-COVID ist nach wie vor nur unzureichend verstanden. Eine mögliche Ursache könnte gleichsam in einer mikrovaskulären Pathologie liegen. Ziel unserer Studie ist, die mikrovaskulären Veränderungen bei Post-COVID Patienten zu charakterisieren.

Methoden Die prospektive Beobachtungsstudie umfasste 58 Teilnehmer, von denen 27 Patienten anhaltende Symptome>12 Wochen nach Genesung von einer PCR-bestätigten SARS-CoV-2-Infektion berichteten. Zum Vergleich dienten 15 gesunde Probanden und 16 akut erkrankte Patienten einer bereits publizierten Kohorte mit schwerem COVID-19 Verlauf. Bei allen Teilnehmern wurde eine sublingualen Videomikroskopie unter Verwendung von Sidestream-Dunkelfeldaufnahmen durchgeführt. Eine neu entwickelte Version der Glycocheck™-Software wurde zur Quantifizierung der Gefäßdichte, der Glykokalyxdicke (PBR), der Messung der Erythrozytengeschwindigkeit (VRBC) als auch der Bestimmung des mikrovaskulären Gesundheitsscores (MVHS™) in Gefäßen mit 4-25 µm Durchmesser verwendet.

Ergebnisse Obwohl sich die Glykokalyxdicke nicht signifikant von der gesunden Kontrollgruppe unterschied, beobachteten wir bei Post-COVID Patienten eine starke Abnahme der Gefäßdichte, die v.a. sehr kleine Kapillaren (4-6 µm) betraf. Die Messung der VRBC in Kapillaren und Versorgungsgefäßen ergab, dass die Anzahl der perfundierten Kapillaren bei Patienten mit anhaltenden Symptomen nach COVID vergleichbar mit der Anzahl von Kapillaren bei kritisch kranken COVID-19-Patienten war. Auch der MVHS war in der Post-COVID Gruppe signifikant reduziert.

Zusammenfassung Unsere aktuellen Daten deuten stark darauf hin, dass bei Post-COVID Patienten eine anhaltende kapilläre Rarefizierung nachzuweisen ist. Wann, ob und in welchem Umfang der nachgewiesene Schaden reversibel ist, bleibt unklar.



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Article published online:
09 March 2023

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