Pneumologie 2023; 77(S 01): S91
DOI: 10.1055/s-0043-1761088
Abstracts

Depressivität und Ängstlichkeit zwei Jahre nach einer akuten Lungenembolie: Prävalenz und Prädiktoren

S Fischer
1   Lehrstuhl für Epidemiologie, Medizinische Fakultät, Universität Augsburg; Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie (Ibe), LMU München
,
C Meisinger
2   Lehrstuhl für Epidemiologie, Medizinische Fakultät, Universität Augsburg
,
J Linseisen
1   Lehrstuhl für Epidemiologie, Medizinische Fakultät, Universität Augsburg; Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie (Ibe), LMU München
,
T Berghaus
3   I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Augsburg
,
I Kirchberger
4   Lehrstuhl für A Epidemiologie, Medizinische Fakultät, Universität Augsburg; Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie (Ibe), LMU München
› Author Affiliations
 

Eine Lungenembolie (LE) stellt ein akut lebensbedrohliches Ereignis dar, das mit körperlichen Langzeitfolgen wie anhaltender Atemnot, verminderter Leistungsfähigkeit bis hin zur Rechtsherzinsuffizienz verbunden ist. Den psychischen Folgen der Erkrankung wurde bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ziel dieser Studie war es daher, die Prävalenz und die Prädiktoren von Ängstlichkeit und Depressivität nach einer LE zu untersuchen.

Die verwendeten Daten stammen aus der Kohortenstudie „Lungenembolie Augsburg (LEA)“ mit Patienten, die im Universitätsklinikum Augsburg wegen einer LE behandelt wurden. Die Daten zum Basiszeitpunkt wurden mittels Interviews während des Krankenhausaufenthalts und einer Auswertung der Krankenakten erhoben. Daraufhin erhielten die Teilnehmer 3, 6, 12 und 24 Monate nach ihrer LE postalische Fragebögen. Die psychischen Probleme wurden mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) erfasst. Es wurden Unterschiede zwischen den Patienten mit oder ohne Depressivität oder Ängstlichkeit 3 Monate nach der LE getestet. Zur Berechnung von Effekten über den Zeitraum von zwei Jahren wurden Linear Mixed Models verwendet.

Etwa ein Fünftel der 297 Patienten litt nach der LE unter Depressivität oder Ängstlichkeit. Patienten, die 3 Monate nach der LE depressive Symptome zeigten, waren signifikant älter, hatten einen höheren simplified Pulmonary Embolism Severity Index (sPESI), einen höheren Bildungsgrad, häufiger eine Depression in der Vorgeschichte, eine niedrigere Sauerstoffsättigung und einen längeren Krankenhausaufenthalt. Die Linear Mixed Models ergaben signifikante Assoziationen zwischen Alter, Depression in der Vorgeschichte und sPESI mit dem HADS-Depressions-Score sowie zwischen Atemnot bei Krankenhausaufnahme und dem HADS-Angst-Score nach LE. Während die Assoziation mit dem sPESI im Laufe der Zeit abnahm, zeigten anhaltende Atemnot und Einschränkungen im täglichen Leben konstante Assoziationen über den Zeitraum zwei Jahre nach der LE sowohl für Depressivität als auch für Ängstlichkeit.

Die Ergebnisse heben hervor, dass Depressivität und Ängstlichkeit bei Patienten mit LE verbreitet sind und zeigen mögliche Prädiktoren auf. Eine sorgfältige Überwachung der psychischen Gesundheit von Patienten mit LE für eine Früherkennung ist empfehlenswert.



Publication History

Article published online:
09 March 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany