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DOI: 10.1055/s-0043-1768113
Ernährungszustand und -verhalten von Pflegepersonen mit und ohne Schichtarbeit – ein von Studierenden initiiertes Pilotprojekt
Einleitung Studien zeigen konsistente Zusammenhänge zwischen Schichtarbeit und erhöhten Risiken für Übergewicht, Hypertonie, gestörter Glukosetoleranz und koronarer Herzkrankheit [1] [2]. Nachtarbeit ist zudem mit schlechterem Ernährungsverhalten und geringerer Ernährungsqualität assoziiert [2] [3]. Daher war es das Ziel dieser Studie, Anthropometrie, Körperzusammensetzung und Ernährungsverhalten von Pflegepersonen im Dreischichtbetrieb und in Normalschicht in einem Krankenhaus der Maximalversorgung zu vergleichen.
Material und Methodik Zwischen 29.09. und 15.11.2022 wurden 20 weibliche Pflegekräfte (n=10, 16±14 Jahre Dreischichtbetrieb; Alter: 39±15J sowie n=10, 11±8 Jahre Normalschicht; Alter 46±10 J) im Dietrich Bonhoeffer Klinikum Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) untersucht. Die Rekrutierung der Pflegekräfte fand persönlich auf der Station oder per E-Mail durch die Pflegedirektion statt. Das Ernährungsverhalten wurde über 31 geschlossene single choice Fragen ermittelt. Körpergewicht und –zusammensetzung wurden über den medical Body Composition Analyzer (mBCA) 515 (Seca, Hamburg) analysiert. Die Auswertung erfolgt über SPSS v25.
Ergebnisse Körpergewicht (74,7±14,7 vs. 72,7±15,6 kg, P=0,769), Body-Mass-Index (27,1 ±6,2 vs 25,5±5,1 kg/m2, P=0,547), Taillenumfang (88,7±18,8 vs. 86,9±15,2 cm, P=0,823), Fettmasse (36,3±8,9 vs. 35,5±6,1 %, P=0,800), Fettfreie Masse (63,7±8,4 vs. 64,5±6,1 %, P=0,800), Skelettmuskelmasse (21,5±2,4 vs. 21,3± 3,3 kg, P=0,496) und Phasenwinkel (5,1±0,4 vs. 5,0±0,5, P=0,627) waren zwischen in Dreischicht arbeitenden und nicht schichtarbeitenden Pflegekräften vergleichbar. Jeweils 6 Pflegekräfte beider Gruppen wiesen ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko nach Taillenumfang auf (> 80 cm). Der tägliche Gemüse- (1,3±0,8 vs.1,3±0,7 Portionen/d, P=0.883), Obst- (1,3±0,5 vs 1,2±0,6 Portionen/d, P=0,752) und Vollkornverzehr (1,4±0,8 vs 1,1±0,7 Portionen/d, P=0,593) lag in beiden Gruppen vergleichbar unter den Empfehlungen der gesundheitsfördernden Ernährung.
Bei schichtarbeitenden Pflegekräften war jedoch der Snack- ([Abb. 1a]) und Fertigprodukteverzehr ([Abb. 1b]) während der Arbeitszeit, aber nicht außerhalb der Arbeitszeit, höher als bei nicht-schichtarbeitenden Pflegekräften. Nur 30% der schichtarbeitenden, aber 90% der nicht-schichtarbeiteten Pflegekräfte nahmen Hauptmahlzeiten zu geregelten Zeiten ein (P = 0.020). Zudem war der Anteil der Zigarettenrauchenden bei den Schichterarbeitenden höher (50% (n=5) vs 10% (n=1), P=0,057).
Zusammenfassung Unsere Resultate geben erste Hinweise auf ein hohes Verbesserungspotential in der Qualität der Nahrungsaufnahme bei Pflegekräften, und dies unabhängig vom Arbeitsmodell. Zusätzliche Risikofaktoren bei Schichtarbeitenden, wie bessere Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Mahlzeiten während der Nachtschicht, sollten gesondert adressiert werden.
Publication History
Article published online:
26 May 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Angerer P. et al. Schichtarbeit in der modernen Industriegesellschaft und gesundheitliche Folgen. Somnologie 2010; 14: 88-97
- 2 Sun M. et al. Meta-analysis on shift work and risks of specific obesity types. Obes Rev 2018; 19 (01) 28-40
- 3 Ulusoy HG. et al. Do Rotating Night Shifts Change Nurses' Nutritional Status? A Cross-Sectional Study. J Am Coll Nutr 2021; 1-9