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DOI: 10.1055/s-0043-1769533
Phytotherapie in der S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patienten“
Die aktuelle S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient:innen“ liegt der Öffentlichkeit seit Oktober 2021 vor [1]. Hierin wurde ein Großteil der in Deutschland gebräuchlichen komplementärmedizinischen Therapieverfahren einer kritischen Beurteilung durch ein Expertengremium unterzogen. Letzteres setzte sich aus Mandatsträgern der beteiligten Fachgesellschaften und Organisationen, Berufsverbände und Selbsthilfeorganisationen zusammen. Von komplementärmedizinischer Seite waren die Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde und die Gesellschaft für Phytotherapie vertreten.
Während die Empfehlungsgrade A („soll“) und B („sollte“) in der gesamten Leitlinie kaum vergeben worden sind, wurde der offene Empfehlungsgrad C („kann“) immerhin einer ganzen Reihe von Therapieverfahren bei einzelnen Indikationen zugeordnet: Akupunktur, Akupressur, Homöopathie, Verfahren der Mind-Body-Medizin wie Meditation, Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), Tai-Chi/Qigong, Yoga.
Innerhalb der Phytotherapie wurde diese „kann“-Empfehlung lediglich vier Heilpflanzen vergeben: Extrakte aus Cimicifuga racemosa können zur Senkung von menopausalen Beschwerden wie Hitzewallungen bei Brustkrebspatientinnen erwogen werden. Ginseng kann zur Verbesserung von Fatigue-Beschwerden bei Krebspatient:innen erwogen werden. Ingwer (Zingiber officinale) kann zusätzlich zur leitliniengerechten Antiemese in der Behandlung von zytostatika-induzierter Übelkeit und Erbrechen erwogen werden und die subkutane Gabe von Mistelgesamtextrakt (Viscum album L.) kann für den therapeutischen Einsatz zur Verbesserung der Lebensqualität bei Patient:innen mit soliden Tumoren erwogen werden. Im Rahmen der aktuell stattfindenden ersten Überarbeitung der S3-Leitlinie ist zusätzlich mit der „kann“-Empfehlung von Weihrauch bei Patient;innen mit Hirntumoren und von Cannabis sativa bei Patient:innen mit schwer behandelbarer Schmerzsymptomatik zu rechnen.
Im Vortrag soll sowohl der Hintergrund für diese Empfehlungen kritisch diskutiert als auch ein pragmatischer Umgang damit für den phytotherapeutischen Spezialisten angeregt werden [2].
Publication History
Article published online:
14 June 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient:innen, Langversion Sept. 2021, AWMF Registernummer: 032/0550. Im Internet: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/komplementaermedizin/
- 2 Rostock M.Z. Phytotherapie 2022; 43: 52-55