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DOI: 10.1055/s-0043-1769546
Anthelminthische Aktivität tanninreicher Arzneipflanzen aus der traditionellen Medizin Westafrikas
Gerbstoffhaltige Pflanzen werden seit Längerem aufgrund der wachsenden Resistenzentwicklung im Nutztierbereich als nachhaltige Alternative zu Standardanthelminthika diskutiert [1] [2]. Darüber hinaus werden gerbstoffreiche Extrakte auch in der traditionellen Medizin Westafrikas zur Behandlung von intestinalen Helminthosen eingesetzt [3]. Zwei solcher Pflanzenextrakte, ein wässrig-ethanolischer, procyanidinreicher Blattextrakt aus Combretum mucronatum Schumach & Thonn (CM) und ein acetonisch-wässriger Extrakt aus dem Kraut von Phyllanthus urinaria L. (PU), wurden daher auf ihre anthelminthischen Eigenschaften untersucht.
CM hemmte in vitro die Larvenmigration in Ascaris suum, Ancylostoma caninum, Trichuris suis, Toxocara canis, Ostertagia ostertagi, Cooperia oncophora und Trichostrongylus colubriformis, T. axei und Haemonchus contortus (IC50 2,1–310,0 µg/ml). Zur Bestätigung der Aktivität wurde außerdem eine In-vivo-Tierstudie in mit Haemonchus contortus infizierten Ziegen durchgeführt. Im freilebenden Fadenwurm Caenorhabditis elegans wurde ein nematozider Effekt (LC50 1809 µg/ml) sowie eine Hemmung der Häutung in allen Larvenstadien beobachtet. In funktionellen Untersuchungen wurde die Cuticula als Hauptbindungsstelle für Procyanidine identifiziert, die zu einer verringerten Flexibilität führen. Außerdem wurde eine erhöhte Expression charakteristischer prolinreicher Proteine zur Tanninabwehr beobachtet. Ähnlich wie CM hemmte auch PU die Larvenmigration in A. suum, A. caninum, T. suis und T. canis, wobei die Empfindlichkeit der Nematoden stark variierte (IC50 24,3–1510 µg/ml). Die wichtigsten Ellagitannine aus PU wurden isoliert und mittels HR-MS und NMR strukturell charakterisiert. Geraniin erwies sich insgesamt am aktivsten (IC50 0,6–804 µM), jedoch wurden starke Unterschiede in der Empfindlichkeit der jeweiligen Parasiten gegenüber den Ellagitanninen beobachtet.
Die Verwendung von CM und PU als traditionelle Heilmittel gegen Helminthiasen erscheint aufgrund dieser Daten insgesamt plausibel.
Publication History
Article published online:
14 June 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Hoste H. et al. Vet Parasitol 2015; 212: 5-17
- 2 Tinkler SH.. One Health 2020; 9: 100106
- 3 Agyare C. et al. J Ethnopharmacol 2014; 158: 255-263