Zeitschrift für Phytotherapie 2023; 44(S 01): S4
DOI: 10.1055/s-0043-1769990
Abstracts

Innovation in der Phytotherapieforschung, Chancen für den Nachwuchs

D Bredenbröker
1   Facharzt für Klinische Pharmakologie, Karlsruhe, Deutschland
› Institutsangaben
 

Die phytopharmazeutische Industrie steht vor der Herausforderung, auf der Suche nach innovativen Gesundheitslösungen auf der Basis von pflanzlichen Ausgangsstoffen, einerseits zwar in Form der auf europäischer Ebene regulierten traditionellen Registrierungen (und WEU-Zulassungen) einen reichen Fundus an Möglichkeiten zu haben, andererseits aber genau wegen der damit einhergehenden Standardisierung wenig Differenzierungsmöglichkeiten in einem kompetitiven Umfeld als Voraussetzung für den kommerziellen Erfolg zu haben.

Der Weg einer innovativen Extraktentwicklung basierend auf neuartigen Pflanzenbestandteilen jenseits der europäischen/nationalen Monografien hingegen, bietet einzigartige Chancen, aber erfordert die komplette Klaviatur der modernen Arzneimittelentwicklung incl. der beträchtlichen Entwicklungsrisiken und hoher, zweistelliger Millioneninvestitionen.

Damit befindet sich die „klassische“ phytopharmazeutische Industrie in einem Spannungsfeld, denn ihr derzeitiges Geschäftsmodell fokussiert auf die (nationalen) OTC-Märkte und die Indikationen in der Selbstmedikation. Die Amortisation eines klassischen Arzneimittelentwicklungsprogrammes hingegen bedingt v.a. die Konzentration auf mit einem hohen medical need versehene Indikationen, die dann aber in der Regel im verschreibungspflichtigen Segment bei globalem Marktzugang zu finden sind.

Aufgrund dieser Herausforderungen und dem steigenden „Innovationsdruck“ kommt der engen Vernetzung zwischen akademischen Forschungseinrichtungen und industriellen Partnern besondere Bedeutung zu; neuartige Kollaborationsmodelle, z. B. im Sinne eines „open innovation“ Ansatzes erlauben spannende Ansätze, die Translation vom akademischen Umfeld in die zielgerichtete Entwicklung zu ermöglichen und zu beschleunigen. Genau an dieser Stelle entstehen zahlreiche Chancen – nicht nur für die Entwicklung innovativer Phytomedizin, sondern auch und gerade für den beruflichen Werdegang talentierter und motivierter Nachwuchswissenschaftler.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Juni 2023

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