Z Gastroenterol 2023; 61(08): e522
DOI: 10.1055/s-0043-1771964
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Ernährung und Stoffwechsel
Donnerstag, 14. September 2023, 17:10–18:06, Saal 6

Säure-Basen-Ausscheidung im Urin zur Quantifizierung systemischer Säure-Basen-Störungen bei Kurzdarmpatient*innen

R. H. Förster
1   Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Rostock, Deutschland
,
P. Berlin
1   Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Rostock, Deutschland
,
K. Bannert
1   Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Rostock, Deutschland
,
A. Q. Rousing
2   Aarhus University, Dept. of Biomedicine, Physiology and Biophysics, Aarhus C, Dänemark
,
M. V. Sørensen
2   Aarhus University, Dept. of Biomedicine, Physiology and Biophysics, Aarhus C, Dänemark
,
J. Leipziger
2   Aarhus University, Dept. of Biomedicine, Physiology and Biophysics, Aarhus C, Dänemark
,
G. Lamprecht
1   Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Rostock, Deutschland
,
P. Berg
2   Aarhus University, Dept. of Biomedicine, Physiology and Biophysics, Aarhus C, Dänemark
› Author Affiliations
 

Einleitung Parenterale Ernährung ist eine lebenserhaltende Organersatztherapie für Patienten mit Darmversagen. Störungen des Säure-Basen-Haushalts sind häufige Komplikationen des Darmversagens, die akut zu metabolischen Entgleisungen und chronisch zu Störungen von Nierenfunktion und Knochenstoffwechsel führen können. Die venöse Blutgasanalyse wird zur Überwachung metabolischer Säure-Basen-Störungen verwendet, bildet subklinische Azidosen und die bestehende renale Kompensation intestinaler Basenverluste jedoch nicht adäquat ab.

Ziele 1. Anwendung der Säure-Basen-Ausscheidungsanalyse im 24h-Urin zur Charakterisierung einer gestörten Säure-Basen-Homöostase bei Patienten mit Kurzdarm (KD). 2. Feststellung möglicher Unterschiede bei Säure-Basen-Störungen zwischen 3 Kurzdarmtypen: Typ-1 (Jejunostomie), Typ-2 (Jejunokolostomie) und Typ-3 (Jejunoileostomie).

Methodik Zwischen 11/2021 und 7/2022 wurden 47 24h-Sammelurinproben von 34 KD-Patienten mit Darmversagen oder kurzfristig wiedererlangter oraler Autonomie auf die Konzentration von Bikarbonat (HCO3 -), Ammonium (NH4 +) und titrierbaren Säuren (TS) untersucht. Die Netto-Säureausscheidung (NSA) wurde berechnet als NSA=TS+NH4 +- HCO3 -. Mixed-Effects-Modelle für wiederholte Messungen wurden verwendet, um Unterschiede zwischen den KD-Typen und Assoziationen von parenteraler Ernährung und NSA statistisch zu untersuchen.

Ergebnis Der venöse Base-Excess (BE) war bei KD-Typ-2 um 4,1 mmol/l (95% KI: -6,3 bis -1,8) geringer als bei Typ-1. Darüber hinaus war die NSA bei KD-Typ-2 um 84,5 mmol/Tag (KI: 42,5 bis 125,4) höher als bei Typ-1. Die Unterschiede blieben statistisch signifikant nach Anpassung für infundierte Basenäquivalente, Nierenfunktion, Geschlecht und Alter. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen KD-Typ-3 und KD-Typ-1 oder -2. Die infundierten Mengen Azetat, Natrium und Chlorid, aber nicht das Acetat-Chlorid-Verhältnis, korrelierten negativ mit der NSA.

Schlussfolgerung Die Bestimmung der NSA im Urin ermöglicht eine differenzierte Beurteilung der Säure-Basen-Homöostase bei KD-Patienten. Patienten mit KD-Typ-2 haben einen negativeren BE und eine höhere NSA. Wahrscheinlich aufgrund erhöhter intestinaler Basenverluste scheint ein Kolon in Kontinuität eine Azidose zu begünstigen, die teilweise durch erhöhte renale NSA kompensiert wird. Die Anpassung der parenteralen Zufuhr von Basenäquivalenten, Natrium und Chlorid könnte eine Therapieoption zur Wiederherstellung der Säure-Base-Homöostase sein.



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Article published online:
28 August 2023

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