Z Gastroenterol 2023; 61(08): e522-e523
DOI: 10.1055/s-0043-1771966
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Ernährung und Stoffwechsel
Donnerstag, 14. September 2023, 17:10–18:06, Saal 6

Ist die Hypothyreose kardioprotektiv?

A. Reichelt
1   Klinikum Chemnitz, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chemnitz, Deutschland
,
C. Deutschmann
2   Klinikum Chemnitz, Chemnitz, Deutschland
,
H. Rudolph
2   Klinikum Chemnitz, Chemnitz, Deutschland
,
T. Bartzsch
2   Klinikum Chemnitz, Chemnitz, Deutschland
,
L. Mirow
1   Klinikum Chemnitz, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chemnitz, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Der metabolische Effekt der peripheren Schilddrüsenhormone (TH) an ihren Zielgeweben ist Gegenstand vieler Forschungen. Untersucht wird dabei insbesondere, wie genau die Wirkung der TH in den Zielgeweben vermittelt und moduliert wird. Im Fokus ist aktuell u.a., wie sich die zellspezifische TH-Wirkung bei akuter und chronischer Ischämie hinsichtlich des Wirkungsmechanismus und des Zeitpunktes der optimalen TH Intervention auswirkt. Aktuell wird davon ausgegangen, dass sich die Hypothyreose kardioprotektiv im Falle eines akuten Myokardinfarkts (AMI) hinsichtlich der Größe des Infarktareals auswirkt.

Ziele Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit war, die beschriebene Hypothese vom Mausmodell auf Patienten anzuwenden und retrospektiv zu untersuchen, ob eine laborchemisch bestehende Hypothyreose zu einem optimierten Outcome nach AMI führt.

Methodik Die Studie wurde im Rahmen einer retrospektiven Datenanalyse angelegt. Hierbei wurden männliche und weibliche Probanden inkludiert, welche aufgrund eines STEMIs der Vorder- oder Hinterwand im Klinikum Chemnitz im Jahr 2019 stationär aufgenommen wurden. Weitere Kriterien waren ein Mindestüberleben von 24 Stunden, sowie ein laborchemisch bestimmter TSH- Wert und die Durchführung der Koronarangiographie. Als Hauptendpunkt wurde die 30- Tages- Mortalitätsrate bestimmt.

Ergebnis Von insgesamt 304 Patienten befanden sich 263 in euthyreoter Stoffwechsellage zum Zeitpunkt des Myokardinfarktes (188 Probanden männlich, 75 weiblich). Weitere 35 befanden sich in einer laborchemischen Hypothyreose (21 männlich, 14 weiblich) und lediglich 6 Probanden in einer Hyperthyreose (2 männlich und 4 weiblich). Bei den männlichen euthyreoten Patienten betrug die 30- Tages Mortalitätsrate 5,85% (n=11), bei den weiblichen Patientinnen waren es 8% (n=6). Bei den männlichen hypothyreoten Patienten verstarben 10,53% (n=2) und bei den weiblichen 7,14% (n=1). Bei Probanden in hyperthyreoter Stoffwechsellage zum Zeitpunkt des akuten Myokardinfarktes verstarben bei den Männern 50% (n=1) und bei den Frauen 25% (n=1). Bei den euthyreoten Patienten kam es insgesamt bei 38,02% zu einer Rehospitalisierung innerhalb eines Jahres, bei den hypothyreoten Patienten waren es 37,14% und bei den hyperthyreoten 33,33%.

Schlussfolgerung Die am Mausmodell aufgestellt Hypothese, dass sich die Hypothyreose kardioprotektiv im Falle eines akuten Myokardinfarktes auswirkt, konnte in der vorliegenden Arbeit nicht bestätigt werden ([Abb. 1]).

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Abb. 1


Publication History

Article published online:
28 August 2023

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