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DOI: 10.1055/s-0043-1772150
Anwendung von Augmented-Reality-Devices in der anatomischen Lehre in Abhängigkeit vom räumlichen Vorstellungsvermögen in der medizinischen Lehre zur Leber
Einleitung Die Anatomie des menschlichen Körpers steht im Mittelpunkt der medizinischen Ausbildung. Dabei sind effiziente und individuelle Lernmethoden notwendig. Beim Lernen mit Augmented-Reality (AR) Brillen setzen sich Lernende aktiv mithilfe von Hologrammen mit dem Lernstoff auseinander.
Ziele Der Lernerfolg in der Leberanatomie bei der Verwendung von AR-Brillen in Abhängigkeit vom räumlichen Vorstellungsvermögen bei Medizinstudierenden wird untersucht.
Methodik In dieser Interventionsstudie mit einem Test-Retest-Design absolvierten 39 Studierender der Humanmedizin in Oldenburg einen Prätest mit Wissensfragen zur Leberanatomie (MC-Fragen). Danach erfolgte ein AR-Seminar zur Leberanatomie und abschließend erneute Test mit neuen MC-Fragen, ein Test des räumlichen Vorstellungsvermögens (GVVT), des stereoskopischen Sehens (Titmus-Test), einer subjektiven Einschätzung des Nutzens von AR und personenbezogenen Daten. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels uni-, bi- und multivariater Analysen (α=0,05, α-Korrektur nach Benjamini-Hochberg).
Ergebnis Die Studierenden hatten signifikant mehr richtig beantwortete MC-Fragen im Post- als im Prä-Test (p<0,001, [Abb. 1]). Es zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Testphasen und den Gruppen mit gutem und schwachem räumlichem Vorstellungsvermögen anhand des GVVT. Es gab keine statistisch signifikante Korrelation zwischen der Differenz der richtig Beantworteten MC-Fragen der Testphasen und dem GVVT. Das räumliche Vorstellungsvermögen war nicht abhängig von einer beruflichen Vorausbildung. Alle Teilnehmenden gaben an, dass ihnen das Lernen mit AR Spaß machte ([Tab. 1]). Es verbesserte sich ihr räumliches Verständnis für Anatomie (94,8%, n=37), Stimulation des aktiven Lernens (97,8%, n=38) und Steigerung der Motivation Anatomie zu lernen (89,7%, n=35).
Die Verwendung der AR-Brille… (n=39) |
Stimmt genau |
Stimmt eher |
Weder/noch |
Stimmt eher nicht |
Stimmt gar nicht |
---|---|---|---|---|---|
…war intuitiv und einfach. |
12 (30,8%) |
25 (64,1%) |
2 (5,1%) |
0 |
0 |
…hatte keine technischen Probleme. |
11 (28,2%) |
19 (48,7%) |
2 (5,1%) |
7 (17,9%) |
0 |
…machte mir viel Spaß. |
37 (94,4%) |
2 (5,1%) |
0 |
0 |
0 |
…verbessert mein räumliches Verständnis der Anatomie. |
27 (69,2%) |
10 (25,6%) |
1 (2,6%) |
1 (2,6%) |
0 |
…stimuliert mein aktives Lernen. |
27 (69,2%) |
11 (28,2%) |
0 |
1 (2,6%) |
0 |
…verbessert meine Motivation Anatomie zu lernen. |
27 (69,2%) |
8 (20,5%) |
4 (10,3%) |
0 |
0 |
Schlussfolgerung Der Lerneffekt beim Lernen der Leberanatomie mit einer AR-Brille hing nicht vom räumlichen Vorstellungsvermögen ab und das räumliche Vorstellungsvermögen war nicht abhängig von einer beruflichen Vorausbildung. Subjektiv steigerte die AR den Spaß beim Lernen, verbesserte das räumliche Verständnis für Anatomie, Stimulierte das aktive Lernen und verbesserte die Motivation Anatomie zu lernen. Zu den Einschränkungen der Studie gehört der zeitliche Ablauf des Prä- und Postest zu den regulären Anatomieveranstaltungen, sehr kurze Einweisung in die AR-Brille und eine zu kurze Interventionsdauer mit AR.
Publication History
Article published online:
28 August 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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