Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(10): 1280
DOI: 10.1055/s-0043-1774704
Abstracts | OEGGG-AGG

Bedeutung angiogener Marker in Schwangerschaften mit intrauteriner Wachstumsrestriktion

P Palmrich
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
E Kalafat
2   Klinische Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Koc Universitätsklinik, Istanbul, Türkei
,
P Pateisky
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
N Schirwani-Hartl
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
C Haberl
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
C Herrmann
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
A Khalil
3   Fetal Medicine Unit, St. George's Hospital, St George's University of London, London, Vereinigtes Königreich
,
J Binder
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Einleitung Intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR) geht mit einem deutlich erhöhten Risiko für Präeklampsie einher. Eine Dysbalance der angiogenen Biomarker soluble fms-like tyrosine kinase-1 (sFlt-1) und placental growth factor (PlGF), die durch eine erhöhte sFlt-1/PlGF-Ratio gekennzeichnet ist, spielt nachweislich eine maßgebliche Rolle in der Entstehung von plazentaren Funktionsstörungen und damit verbundenen Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie und IUGR [1] [2] [3] [4] [3]. Rezente Studien konnten zeigen, dass die sFlt-1/PlGF Ratio in Schwangerschaften mit IUGR gesteigert ist, und im fetalen Monitoring einen potenziellen Nutzen zeigt [4] [7] [8] [5]. Die Bedeutung angiogener Marker als Prädiktor einer Präeklampsie in von intrauteriner Wachstumsrestriktion betroffenen Schwangerschaften ist allerdings noch ungewiss. Ziel dieser Studie ist es, den prognostischen Wert von angiogenen Markern zur Vorhersage der Entwicklung einer Präeklampsie in Schwangerschaften mit IUGR und Verdacht auf Präeklampsie zu untersuchen.

Material und Methodik Diese Studie inkludierte 93 Frauen mit IUGR, definiert nach Delphi Konsenskriterien, die zwischen 2013 und 2020 an der Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin der Medizinischen Universität Wien wegen des Verdachts auf Präeklampsie einer Abnahme der angiogenen Marker sFlt-1 und PlGF unterzogen wurden. Frauen mit diagnostizierter Präeklampsie zum Zeitpunkt der Probenentnahme wurden ausgeschlossen. Eine Cox-Regressionsanalyse und eine logistische Regression wurden durchgeführt, um den prädiktiven Wert der angiogenen Marker zu untersuchen.

Ergebnisse In dieser Kohorte entwickelten 14 Frauen (15,1 %) innerhalb einer Woche nach Bestimmung der angiogenen Marker, 21 (22,6 %) innerhalb von 2 Wochen und 38 (40,9 %) zu einem beliebigen Zeitpunkt nach Abnahme eine Präeklampsie. Die sFlt-1/PlGF-Ratio kombiniert mit dem Gestationsalter zum Zeitpunkt der Entnahme zeigte eine hohe Vorhersagegenauigkeit für die Entwicklung einer Präeklampsie innerhalb von einer und 2 Wochen (AUC: 0,87; OR 10,49, p = 0,001 bzw. AUC 0,80; OR 6,61, p < 0,001), während die Vorhersagekraft für Zeitintervalle von mehr als 2 Wochen abnahm (AUC 0,69; OR 1,56, p = 0,10). Der etablierte Cut-off-Wert für den Ausschluss einer Präeklampsie (sFlt-1/PlGF-Ratio <38) konnte die Entwicklung einer Präeklampsie in unserem Kollektiv von Schwangerschaften mit IUGR innerhalb von 2 Wochen effektiv ausschließen (NPV 93,3; Sensitivität 95,2).

Zusammenfassung Es konnte gezeigt werden, dass die sFlt-1/PlGF-Ratio effektiv die Entwicklung einer Präeklampsie innerhalb von ein bis 2 Wochen vorhersagen und der etablierte Cut-off-Wert für den Ausschluss einer Präeklampsie innerhalb von 2 Wochen (sFlt-1/PlGF <38) auch in diesem Kollektiv angewandt werden konnte. Zusammenfassend sollte die Bestimmung angiogener Marker in die Überwachung von Schwangerschaften mit intrauteriner Wachstumsrestriktion und Verdacht auf Präeklampsie einbezogen werden.



Publication History

Article published online:
02 October 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Llurba E, Crispi F, Verlohren S.. Update on the pathophysiological implications and clinical role of angiogenic factors in pregnancy. Fetal Diagn Ther 2015; 37: 81-92
  • 2 Herraiz I, Llurba E, Verlohren S, Galindo A.. Update on the Diagnosis and Prognosis of Preeclampsia with the Aid of the sFlt-1/ PlGF Ratio in Singleton Pregnancies. Fetal Diagn Ther 2018; 43: 81-89
  • 3 Lees C, Marlow N, Arabin B. et al. Perinatal morbidity and mortality in early-onset fetal growth restriction: cohort outcomes of the trial of randomized umbilical and fetal flow in Europe (TRUFFLE). Ultrasound Obstet Gynecol 2013; 42: 400-408
  • 4 Andrikos A, Andrikos D, Schmidt B. et al. Course of the sFlt-1/PlGF ratio in fetal growth restriction and correlation with biometric measurements, feto-maternal Doppler parameters and time to delivery. Arch Gynecol Obstet 2022; 305: 597-605
  • 5 Bonacina E, Mendoza M, Farràs A. et al. Angiogenic factors for planning fetal surveillance in fetal growth restriction and small-for-gestational-age fetuses: A prospective observational study. BJOG 2022; 129: 1870-1877 DOI: 10.1111/1471-0528.17151.