Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(10): 1280-1281
DOI: 10.1055/s-0043-1774705
Abstracts | OEGGG-AGG

Maternale Hämodynamik in hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen unter antihypertensiver Therapie (HyperDip-Studie)

P Palmrich
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
N Haase
2   Experimental and Clinical Research Center, eine Kooperation zwischen Max Delbrück Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz Gemeinschaft und Charité Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
,
M Sugulle
3   Klinische Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Oslo Universitätsklinik, Oslo, Norwegen; Medizinfakultät, Universität Oslo, Oslo, Norwegen
,
E Kalafat
4   Klinische Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Koc Universitätsklinik, Istanbul, Türkei
,
A Khalil
5   Fetal Medicine Unit, St. George's Hospital, St George's University of London, London, Vereinigtes Königreich
,
N Schirwani-Hartl
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
C Haberl
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
C Herrmann
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
J Binder
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Einleitung Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen sind mit einer hohen Inzidenz mütterlicher und perinataler Morbidität und Mortalität verbunden [1]. Die gängige Hypothese, dass es sich bei der Präeklampsie um eine plazentare Erkrankung handelt, wird in Anbetracht wachsender Evidenz für kurz- und langfristige kardiovaskuläre Veränderungen in von hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen betroffenen Schwangerschaften, die auf einen kardiovaskulären Ursprung der Erkrankung hindeuten, in Frage gestellt [2] [3] [4] [5] [6] [5]. Trotz neuer Erkenntnisse über die Pathophysiologie der Präeklampsie bleiben die Therapiekonzepte unverändert, und es fehlen Nachweise für eine Verbesserung der mütterlichen und neonatalen Ergebnisse durch den Einsatz antihypertensiver Therapie. Das Ziel dieser Studie ist die Evaluierung der maternalen hämodynamischen Funktion bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen unter antihypertensiver Therapie.

Material und Methodik In dieser prospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden non-invasive Messungen der maternalen Hämodynamik mittels USCOM 1A Monitor und dem Arteriograph vor und nach Beginn der antihypertensiven Therapie in Einlingsschwangerschaften mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen im Vergleich zu einer gesunden Kontrollkohorte durchgeführt. Die Veränderungen der kardiovaskulären Parameter wurden mit linearen mixed-effects Regressionsmodellen analysiert.

Ergebnisse Insgesamt wurden 243 schwangere Frauen in diese Studie eingeschlossen (137 hypertensive Patientinnen, 106 Kontrollpatientinnen). Es konnten signifikante Unterschiede der hämodynamischen Messungen mit USCOM 1A und Arteriograph nachgewiesen werden. Frauen mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen zeigten vor Beginn der antihypertensiven Therapie im Vergleich zu Kontrollpatientinnen:

ein signifikant niedrigeres Herzzeitvolumen (HZV) (median 6,0, CI: 5,2–7,1 vs. median 6,4, CI: 5,8–74; p = 0.016),

ein niedrigeres Schlagvolumen (SV) (median 79,5, CI: 71,0–90,2 vs. median 84,0, CI: 74,0–98,0, p = 0,070) und

einen signifikant höheren totalen peripheren Gefäßwiderstand (SVR) (median 1407,0, CI: 1126,2–1660,8 vs. median 1065,0, CI 973,0–1148,0; p < 0,001).

Nach Beginn einer antihypertensiven Therapie verbesserten sich SVR (90,1 niedriger, 95%-CI: 20,9–157,9, p = 0,009) und SV (3,11 höher, 95%-CI: 0,71–5,51, p = 0,010) signifikant.

Frauen, die eine antihypertensive Therapie erhielten, hatten ein ähnliches SV im Vergleich zu Kontrollpatientinnen (MD: -6,39, 95%-CI: -1,40–14,2, p = 0,107), während die SVR signifikant höher blieb als in der Kontrollkohorte (MD: 427,0, 95%-CI: 338,4–515,7, p < 0,001).

Zusammenfassung Frauen mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen zeigen eine beeinträchtigte hämodynamische Funktion im Vergleich zu gesunden Schwangeren. Es konnte gezeigt werden, dass die antihypertensive Therapie einen Einfluss auf die hämodynamische Funktion bei Frauen mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen hat. Die Implementierung nicht-invasiver Messungen der maternalen Hämodynamik könnte in Zukunft einen bedeutenden Einfluss auf Behandlungsprotokolle für Frauen mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen haben.

Fördermittel:

Funding Source: ERA CVD

Award ID:

Österreich: FWF-Fonds, Förderungsnummer I 4149-B

Deutschland: Deutscher Wissenschaftsfonds, Förderungsnummer 01KL1911

Norwegen: Research Council of Norway, Förderungsnummer 297333

Funding Statement Diese Arbeit wird durch ein „ERA-CVD Grant for Early Career Scientists“ durch den österreichischen, deutschen und norwegischen Forschungsfonds finanziert.



Publication History

Article published online:
02 October 2023

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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Khan KS, Wojdyla D, Say L. et al. WHO analysis of causes of maternal death: a systematic review. Lancet 2006; 367: 1066-1074
  • 2 Melchiorre K, Giorgione V, Thilaganathan B.. The placenta and preeclampsia: villain or victim?. Am J Obstet Gynecol 2022; 226: S954-S962
  • 3 Melchiorre K, Thilaganathan B, Giorgione V. et al. Hypertensive Disorders of Pregnancy and Future Cardiovascular Health. Front Cardiovasc Med 2020; 7: 59
  • 4 Melchiorre K, Sharma R, Thilaganathan B.. Cardiovascular implications in preeclampsia: an overview. Circulation 2014; 130: 703-714
  • 5 Vinayagam D, Gutierrez J, Binder J. et al. Impaired maternal hemodynamics in morbidly obese women: a case-control study. Ultrasound Obstet Gynecol 2017; 50: 761-765