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DOI: 10.1055/s-0043-1776369
Differenzialdiagnostik (2)
Warnsignale erkennenBert Hummel (Name von der Redaktion geändert) ist 28 Jahre alt. Er klagt seit 16 Tagen über intermittierende, stechende Schmerzen im vorderen Bereich des rechten Schultergelenks und einen intermittierenden scharfen, linienartigen Schmerz in der linken M.-trapezius-Region ([ Abb. 1 ]).
Der Hausarzt diagnostizierte zunächst eine Periarthritis humeroscapularis im rechten Schultergelenk und verordnete ihm Diclofenac und Physiotherapie. In den 4 Physiotherapieeinheiten bekam er Massagen, Faszienbehandlungen und Kinesio-Taping.
Die Maßnahmen brachten jedoch keine Verbesserung – im Gegenteil: Die Schulter- und Nackenschmerzen haben sich verstärkt (Schulter rechts: von 3/10 auf 8/10, Nacken links: von 2/10 auf 7/10). Sie verschlimmern sich durch jede kleine Armbewegung, und zwar meist bei Aktivitäten mit Kraftaufwand (Öffnen einer Flasche, Umdrehen des Schlüssels) und bei großen Bewegungen (Anziehen einer Jacke). Meist verringert sich der Schmerz durch Ruhe, aber nicht immer. Kopfbewegungen lösen keine Beschwerden aus.
Nachdem ein mit einem zunehmenden Kraftverlust in beiden Armen und einem Druckgefühl in der linken Schulterblattregion einhergehendes Taubheitsgefühl im rechten Oberarm hinzukam, suchte Bert vor 1 Woche erneut seinen Hausarzt auf. Dieser stellte ein „zervikobrachiales Syndrom“ fest und verschrieb ihm Manuelle Therapie und Tramadol (2-mal 50 mg/Tag). Als Bert in die Therapie kommt, berichtet er, dass die Schmerzen durch das Tramadol und die Ruhe nachgelassen haben (Schulter: 2/10, Nacken: 0/10). Allerdings macht er sich große Sorgen über den Kraftverlust, da er seine Arme kaum mehr anheben kann.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. Oktober 2023
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Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Egan Moog M, von Piekartz H. Obere Extremität: Tests der Neurodynamik. physiopraxis 2005; 03: 16-20
- 2 Van Alfen N. The neuralgic amyotrophy consultation. J Neurol 2007; 254: 695-704