Pneumologie 2024; 78(S 01): S38
DOI: 10.1055/s-0044-1778814
Abstracts
Infektiologie- und Tuberkulose

Herausforderungen in der Behandlung der tuberkulösen Otitis media bei Nachweis einer Multiresistenz (MDR-Tb)

C Kodde
1   Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring; Charité- Universitätsmedizin Berlin, Berlin; Klinik für Pneumologie und Infektiologie
,
N Schönfeld
2   Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin; Pneumologie und Infektiologie
,
D Krieger
2   Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin; Pneumologie und Infektiologie
,
S Polsfuß
3   Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin; Institut für Mikrobiologie
,
T Bauer
4   Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin; Klinik für Pneumologie und Infektiologie
› Author Affiliations
 

Die tuberkulöse Otitis media (TOM) ist eine seltene extrapulmonale Manifestation der Tuberkulose. Anhand von zwei Fallbeispielen mit multiresistenten Stämmen von M. tuberculosis erläutern wir die Diagnose und Therapie der TOM.

Die Pathogenese der TOM umfasst drei verschiedene Infektionswege: Aspiration infektiösen Schleims, hämatogene Ausbreitung und die direkte Übertragung von Mykobakterien in den Nasopharynx. Es besteht grundsätzlich die Gefahr einer sich lokal ausbreitenden nekrotisierenden Entzündung und Osteomyelitis. Die Symptome der TO sind unspezifisch und ähneln chronischen Otitiden, gekennzeichnet durch Otorrhö und Hörverlust. Die Diagnose der TOM ist schwierig, erfolgt verzögert und nur durch Kultur-Nachweis von M. tuberculosis.

Fall 1: Ein 37-jähriger Mann mit bekannter pulmonaler Tuberkulose stellte sich mit einer chronischen Otitis vor. Nach radikaler Mastoidektomie entwickelte er Hörverlust, eitrige Otorrhö und Ohrenschmerzen. Eine unspezifische antibiotische Therapie erbrachte keine Besserung. Letztendlich gelang der Nachweis von multiresistenten M. tuberculosis sowie P. aeruginosa im Sputum und Ohrabstrich.

Fall 2: Ein 29-jähriger Patient wurde mit Ohrenschmerzen, Gewichtsverlust und bilateralen Lungeninfiltraten vorstellig. Er erhielt zuvor unspezifische Antibiotika zur Behandlung der chronischen Otitis media und Mastoiditis, gefolgt von einer Tympanoplastik, ohne Besserung. Die Kultur aus Sputum und Ohrabstrich ergab einen Methicillin-resistenten S. epidermidis und M. tuberculosis (MDR). In beiden Fällen betrug die antituberkulöse Therapie 24 Monate, mit lokaler Befundbesserung.

Bei Vorliegen einer pulmonalen oder anderweitigen Tuberkulose sollten Otorrhö und Otalgie den Verdacht auf eine spezifische Beteiligung des Ohrs wecken. Wiederholte Proben zur Mykobakterienkultur können notwendig sein, da die lokale bakterielle Last in der Regel niedrig ist. Durch häufig vorangegangene antibiotische Therapien und begleitender bakterieller Superinfektionen besteht ein Risiko für multiresistente Organismen, die die Heilung verzögern. In unseren Fällen dauerte es bis zur Diagnose TOM etwa 1,5 Jahre. Für den bestmöglichen Therapieerfolg soll eine langfristige, individualisierte Behandlung in einem multidisziplinären Tbc-Zentrum erfolgen.



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Article published online:
01 March 2024

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