Pneumologie 2024; 78(S 01): S39
DOI: 10.1055/s-0044-1778816
Abstracts
Infektiologie- und Tuberkulose

Anstieg der MDR-Fallzahlen seit Ausbruch des Ukraine Krieges an der Fachklinik Löwenstein

A Burghartz
1   Fachklinik Löwenstein; Slk – Kliniken Heilbronn Gmbh; Medizinische Klinik I, Pneumologie, Beatmungsmedizin, Intensivmedizin
,
L Yurkul
1   Fachklinik Löwenstein; Slk – Kliniken Heilbronn Gmbh; Medizinische Klinik I, Pneumologie, Beatmungsmedizin, Intensivmedizin
,
E Richter
2   Labor Limbach, Heidelberg; Mvz Labor Limbach; Tuberculosis
,
A Kempa
1   Fachklinik Löwenstein; Slk – Kliniken Heilbronn Gmbh; Medizinische Klinik I, Pneumologie, Beatmungsmedizin, Intensivmedizin
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Einleitung Seit Beginn des Ukraine Krieges im Februar 2022 kommt es in Deutschland auf Grund der hohen Flüchtlingszahlen und der höheren Tuberkuloseinzidenz in der Ukraine zu einem leichten Anstieg der Tuberkulose Fallzahlen. Knapp ein Drittel aller Tuberkulose-Erkrankten aus der Ukraine weist zudem eine multi drug resistance (MDR) auf.

Material und Methoden Zwischen April 2022 und Mai 2023 wurden in der Fachklinik Löwenstein 5 geflüchtete ukrainische Personen mit einer Tuberkulose stationär behandelt. Bei allen 5 Patienten (4m, 1w) wurde eine MDR-Tuberkulose diagnostiziert.

Ergebnisse Gründe der stationären Aufnahme waren vielfältig: ausgeprägte B-Symptomatik, positives Screening gemäß Infektionsschutzgesetz, stärkste abdominelle Beschwerden, Bild einer Lobärpneumonie und nachgewiesen tuberkulöse zerebrale Raumforderung.

Bei 2 Patienten bestand eine HIV-Koinfektion, einer davon war außerdem mit Hepatitis C infiziert. Zusätzlich zur pulmonalen Infektion lag bei je einem Patienten eine Darmtuberkulose bzw. eine zerebrale Tuberkulose vor.

Bei 4 Patienten erfolgte die endgültige Resistenztestung phänotypisch, bei 1 Patienten über whole genome sequencing. Die Resistenzprofile waren vielfältig und gingen über eine reine Rifampicin- und Isoniazid-Resistenz hinaus.

Die Therapieeinleitung erfolgte bei den erwähnten Patienten nach dem konventionellen fünffach MDR-Regime. 3 der Patienten konnten nach unterschiedlich langer 5-fach Therapie auf das 6-monatige BPaLM-Regime umgestellt werden.

Fazit Die Erfahrungen in der Fachklinik Löwenstein spiegeln die allgemeinen Erfahrungen mit Tuberkulosepatienten aus der Ukraine wider: Ein höherer Anteile an männlichen Erkrankten, hohe Koinfektionsraten mit HIV und Hepatitis B/C, sowie eine hohe Rate an MDR-Tuberkulose.

Bei Kontakt mit Flüchtlingen aus der Ukraine sollte das medizinische Personal auch bei unspezifischen Symptomen an das mögliche Vorliegen einer Tuberkuloseerkrankung denken.



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Article published online:
01 March 2024

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