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DOI: 10.1055/s-0044-1779409
Säugling mit persistierender Tachypnoe: eine seltene Diagnose
Hintergrund Eine Tachydyspnoe beim Säugling kann heterogene Ursachen haben. Bei Persistenz sollte eine ausführliche diagnostische Abklärung erfolgen.
Methoden:Fallbericht
Ergebnisse Wir berichten über einen Säugling (männlich, geb.10/2022, FG der 35.+5 SSW, GG2350g), der 04/2023 bei persistierender Tachydyspnoe (AF bis zu 60/Min) in unsere Klinik verlegt wurde. Die Tachydyspnoe sei der Mutter 4 Wochen zuvor aufgefallen. Apnoen oder Zyanosen wurden verneint, Zeichen eines Infektes bestanden nicht. Bei Leukozytose von 12.800/µl und Nachweis von Ureaplasmen im Rachenabstrich wurde zuvor eine 10-tägige antibakterielle Therapie mit Clarithromycin durchgeführt. Bei ausbleibender Besserung der Tachydyspnoe erfolgte eine Verlegung zu uns. In der körperlichen Untersuchung konnten wir milde juguläre Einziehungen und ein leises Knistern bds. feststellen. Die apparative Diagnostik (Echo, EKG, Sono ZNS) und BGA waren unauffällig. Bei respiratorischer Partialinsuffizienz und Sättigungsabfällen im Schlaf bis 88 % wurde eine kontinuierliche Sauerstoffzufuhr von 0,5 L/Min. etabliert. Im CT-Thorax fanden sich Milchglastrübungen in einer charakteristischen Verteilung, die mit einer persistierenden Tachypnoe des Säuglings (V.a. Neuroendocrine cell hyperplasia of infancy, NEHI) vereinbar war. Bei Entlassung bestand ein konstanter Sauerstoffbedarf (0,5 L/Min., max. 1,5 L/min im Infekt). Im weiteren Verlauf waren molekulargenetische Untersuchungen auf PCD und ILD unauffällig. Bei Exposition des Vaters zu Tauben und Hühnern fanden sich beim Kind keine laborchemischen Hinweise auf eine Hypersensitivitätspneumonitis. Es erfolgte eine Aufnahme des Kindes in das chiLD-EU-Kinderlungenregister und Vorstellung im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Der bisherige klinische Verlauf gestaltete sich sehr erfreulich. In der Nacht werden aktuell (11/2023) ca. 0,3 Liter pro Minute kontinuierlich verabreicht, tagsüber wird Sauerstoff intermittierend benötigt. Es sind Pausen von bis zu 6 Stunden möglich. Die Atemfrequenz beträgt 20-40 Atemzüge/Minute. Es fand eine adäquate Gewichtszunahme statt.
Schlussfolgerung Die persistierende Tachypnoe des Säuglings, oft NEHI genannt, ist eine seltene.Differentialdiagnose. Die Ätiologie der Erkrankung ist bis heute nicht geklärt. Klinisch ist eine Tachydyspnoe mit respiratorischer Partialinsuffizienz und auskultatorischem Knistern in Kombination mit dem CT-Befund führend. Die Prognose in der Kindheit ist meist sehr gut, die Langzeitprognose ist unbekannt.
Publication History
Article published online:
22 February 2024
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Georg Thieme Verlag
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