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DOI: 10.1055/s-0044-1781752
Gesundheitsberichterstattung mit GKV Routinedaten – Möglichkeiten, Grenzen und Herausforderungen
Hintergrund: Für die Gesundheitsberichterstattung (GBE) ist es unabdingbar Daten aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitssystems heranzuziehen. Neben den Daten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) oder Umweltdaten kommen hierzu auch Daten der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in Frage. Informationen zu Diagnosen und Behandlungen im ambulanten Bereich fallen etwa in der Praxisverwaltungssoftware, bei der kassenärztlichen Vereinigung und der Krankenkasse an. Da diese prozessproduzierten Daten zu anderen Zwecken erhoben wurden, ist es wichtig deren Grenzen und Herausforderungen bezogen auf die Nutzung in der GBE zu kennen.
Methodik: Im Rahmen des vom BMG geförderten, dreijährigen Verbundprojektes RESILIENT der Städte Dresden, Frankfurt am Main und Stuttgart sowie der TU Dresden wurden in interdisziplinären Abstimmungsverfahren Indikatoren zur Beschreibung von Gesundheitszustand, -verhalten und Umweltbedingungen entwickelt und definiert. Für die Darstellung jeder Erkrankung ist stets eine Falldefinition, die betroffene Alters- und Geschlechtsgruppe sowie eine passende zeitliche und regionale Ebene festzulegen. Zur Beschreibung der gesundheitlichen Lage im Stadtgebiet werden Indizes gebildet.
Ergebnisse: GKV Routinedaten umfassen oft einen hohen Anteil der Wohnbevölkerung und erlauben deswegen die kleinräumige Analyse von Gesundheitsrisiken. Jedoch verlangt die Nutzung von GKV Routinedaten hohe administrative Hürden, da für Sozialdaten eine Bewilligung der Rechtsaufsichtsbehörde erteilt werden muss und die Verarbeitung der Daten den Aufbau entsprechender Datenbanken erfordert. Eine selektive Teilnahme der untersuchten Bewohner*innen in der regionalen Einheit liegt nicht vor, allerdings kann auf die erhobenen Merkmale auch kein Einfluss genommen werden. Eine Ergänzung durch andere Daten ist deswegen geboten. Die Wahl großer regionaler Einheiten kann Effekte „verwässern“ während zu kleine geographischen Einheiten unter dem Risiko von „Messfehlern“ des Merkmals der betroffenen Bevölkerungsgruppe stehen. Bei Indizes können Veränderungen in einer Kennzahl die Entwicklung in einer anderen aufheben, weswegen eine Aufschlüsselung der Komponenten des Index im Sinne eines Profils wichtig ist.
Diskussion: Im Projekt wird verschiedenen Fragestellungen zur Prävention von Erkrankungen nachgegangen. Die umfangreiche Datengrundlage liefert Eingangsparameter für die Modellierung der zeitlichen Entwicklung des Gesundheitszustandes und Gesundheitsverhaltens der Bevölkerung sowie zur Prädiktion von Versorgungsbedarfen. Hierdurch könnten einerseits Präventionsvorhaben zielgerichtet entwickelt, eingesetzt und auch deren Erfolg dieser evaluiert werden.
Publication History
Article published online:
10 April 2024
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Georg Thieme Verlag
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