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DOI: 10.1055/s-0044-1786637
Ist der totale Muttermundsverschluss (TMMV) noch zeitgemäß? – Erfahrungen eines Perinatalzentrums Level 1
Zielsetzung Die Ätiologie einer Frühgeburt ist multifaktoriell, jedoch häufig durch aufsteigende Infektionen verursacht. Besonders bei rezidivierenden septischen Spätaborten kann ein totaler Muttermundsverschluss (TMMV) eine effektive Präventionsmaßnahme darstellen. Eingeführt im Jahr 1980 von E. Saling kommt diese Methode in allerdings sehr variabler Ausführung bis heute zur Anwendung.
Patientinnen und Methoden Retrospektive Auswertung von 42 TMMV über 10 Jahre an einem Perinatalzentrum Level 1.
Resultate Von 42 Patientinnen waren 16 (38%) Nullipara, 41 (98%) Zustand nach Abort und 14 (33%) Zustand nach septischem Abort. In 29 Fällen (70%) erfolgte die Operation zwischen 13-14 Schwangerschaftswochen (SSW), in 17 Fällen (40%) mit zusätzlicher Cerclage nach McDonald. Es kam zu keinen relevanten Operationskomplikationen (Blutungen, vorzeitiger Blasensprung, Abort) ([Tab. 1]).
TMMV (N=42) |
% |
|
---|---|---|
Maternales Alter |
||
Mittelwert |
33 |
|
Range |
22-43 |
|
BMI (kg/m2) |
||
Mittelwert |
27 |
|
Range |
14-40 |
|
Nullipara – n (%) |
16 |
38 |
Erstpara – n (%) |
19 |
45 |
Mehrpara – n (%) |
7 |
17 |
Einlinge – n (%) |
40 |
95 |
Zwillinge – n (%) |
2 |
4,7 |
Zustand nach Abort – n (%) |
41 |
98 |
Zustand nach septischem Abort – n (%) |
14 |
33 |
In 29 Fällen konnte das geburtshilfliche Outcome ausgewertete werden. Das mittlere Schwangerschaftsprolongationsintervall betrug 20 SSW. 17 Kinder (58%) wurden>37 SSW geboren. 5 Kinder wurden vor der 23 SSW geboren, in 3 Fällen aufgrund vorzeitiger Wehentätigkeit und in 2 Fällen aufgrund eines Amnioninfektsyndrom (AIS). Bei einem septischen Abort in der Anamnese konnte die Schwangerschaft im Mittel um 23 SSW verlängert werden und in 9 von 11 Fällen (81%) kam es zu einer Lebendgeburt, hiervon waren 3 Fällen Frühgeburten (27 SSW ,29 SSW, 33 SSW) ([Abb. 1]).


Im Fall einer zusätzlichen Cerclage (N=10) betrug das Prolongationsintervall 22 SSW, in Fällen ohne Cerclage (N=19) 18 SSW und war damit nicht signifikant unterschiedlich (p=0,189).
Diskussion Die Empfehlung und Durchführung eines TMMV insbesondere im Zustand nach septischen Aborten kann weiterhin als präventive Maßnahme der Frühgeburt zur Anwendung kommen. In unserem Kollektiv konnte im Zustand nach septischen Abort in 81% der Fälle eine Lebendgeburt realisiert werden. Durch die zusätzliche Anlage einer Cerclage ließ sich das Prolongationsintervall nicht signifikant verlängern ([Abb. 2]).


Da die Durchführung des TMMV auch in unserem Zentrum sehr variabel erfolgte, ist zukünftig, insbesondere für die Vergleichbarkeit der operativen Komplikationen und des geburtshilflichen Outcomes, ein standardisiertes Vorgehen im Rahmen einer Standard Operating Procedure (SOP) empfehlenswert. Hierfür lohnt sich ein Blick auf die Homepage des Saling-Institutes (Erich Saling-Institut für Perinatale Medizin e. V.) mit der detaillierten Beschreibung des operativen Verfahrens.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2024
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