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DOI: 10.1055/s-0044-1786651
Oxytocin bei Frühgeborenen und ihren Eltern – ein systematisches Review
Ziel Das Neuropeptid Oxytocin gilt als wichtiger regulatorischer Faktor der Mutter-Kind Bindung nach der Geburt. Ihm wird zudem neuroprotektive Wirkung zugeschrieben, was für die als Hochrisikogruppe geltenden Frühgeburten (≤37 Wochen) besonders wichtig sein könnte. Diese werden geboren, wenn die Oxytocinkonzentration der Mutter noch nicht das Maximum erreicht hat und im Krankenhaus oft getrennt von ihnen betreut. Diese Übersichtsarbeit zielt darauf ab, Studien zur Oxytocin-Konzentration in Plasma, Speichel oder Urin bei Frühgeborenen und ihren Eltern zu identifizieren und mögliche Einflüsse auf die Oxytocinausschüttung zu untersuchen.
Methode Die systematische Literatursuche erfolgte mithilfe der Schlagworte "oxytocin," "infants," und "prematurely" in den Datenbanken PubMed, ScienceDirect, Google Scholar und PsycInfo. 15 Publikationen erfüllten die Kriterien. Da sie sich in der Analyse der Oxytocin-Konzentration sehr heterogen zeigten, wurde eine narrative Synthese und Kategorisierung vorgenommen.
Resultate Der Großteil der Studien untersuchte Oxytocin in Verbindung mit Haut-zu-Haut-Kontakt (Kangaroo-Care). Oxytocin wurde bis auf wenige Ausnahmen aus Speichelproben bestimmt und meist nur bei den Babys. Die verwendeten Methoden zur Oxytocin-Bestimmung waren heterogen. Die Studien waren limitiert bezüglich der Stichprobengröße (mean n=31) und es gab sehr große Varianz bezüglich der gemessenen Oxytocin-Werte. Trotzdem zeigt sich ein konsistentes Bild, was die Zusammenhänge zwischen Oxytocin-Konzentration und Körperkontakt, Stressreduktion sowie Bindungsverhalten anbelangt.
Diskussion Trotz der Varianz in Design und Methoden unterstreichen die Ergebnisse der Studien insgesamt einen Anstieg der Oxytocin-Konzentrationen in Reaktion auf Hautkontakt bei Frühgeborenen und deren Eltern. Beide scheinen von diesen anxiolytisch und stressreduzierend wirkenden Maßnahmen zu profitieren. Darauf aufbauend werden offene Forschungsfragen sowie Vor- und Nachteile der Oxytocinmessung in verschiedenen Körperflüssigkeiten und verschiedener Analysemethoden diskutiert. Ein Fokus künftiger Studien sollte auf längsschnittlichen Designs, Berücksichtigung geeigneter Kontrollgruppen sowie konfundierender oder moderierender Variablen liegen, um Vergleichbarkeit und Forschungsfortschritt sicherzustellen.
Publication History
Article published online:
24 May 2024
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