Z Geburtshilfe Neonatol 2024; 228(S 01): e11-e12
DOI: 10.1055/s-0044-1786656
Abstracts │ DGPGM
Poster

Auswirkungen von 2 Jahren COVID-19 Pandemie auf Frühgeburtlichkeit und Schwangerschaftskomplikationen – Erfahrung eines Perinatalzentrums Level I

L. E. Nagel
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen
,
B. Reisch
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen
,
U. Schwenk
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen
,
K. R. Kimmig
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen
,
M. Darkwah Oppong
2   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, Essen
,
M. Dzietko
3   Universitätsklinikum Essen, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Essen
,
A. Gellhaus
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen
,
A. Iannaccone
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen
› Institutsangaben
 

Ziel  Diese monozentrische, retrospektive Analyse hat untersucht, ob und inwieweit sich Frühgeburtlichkeit, während der COVID-19-Pandemie verändert hat.

Methoden  Es wurden univariate Analysen mit Datensätzen von 6086 Entbindungen durchgeführt, um Unterschiede hinsichtlich verschiedener Parameter im Zusammenhang mit Frühgeburt zwischen der Zeit vor der Pandemie (2018 und 2019) und während der Pandemie (2020 und 2021) zu ermitteln. Insbesondere wurden Raten und Gründe der Frühgeburten (SSW<37+0), sowie neonatale Outcomes von Termingeburten analysiert. Die in der deskriptiven Statistik gefundenen Gruppenunterschiede wurden mittels Chi²- und t-Test für unabhängige Stichproben auf Signifikanz (p<0,05) überprüft.

Ergebnisse  Unter den Entbindungen gab es 593 Frühgeburten von lebend geborenen Einlingen. Während der Pandemie ging die Frühgeburtsrate um 19,6% zurück (10,7% vs. 8,6%, OR 0,79; [95% CI 0,66 – 0,93]). Frühgeburtsbestrebungen (43,2% vs. 52,3%; 1,47 [1,05 – 2,03]) und Plazentationsstörungen (3,7% vs. 8,2%; 2,36 [1,15 – 4,84]) waren während der Pandemie häufiger der Grund für die vorzeitige Entbindung. Plazentadysfunktion war seltener der Grund (34,1% vs. 24,3%; 0,62 [0,43 – 0,90]). Die Inzidenz von frühem vorzeitigem Blasensprung (28,13% vs. 40,25%, 1,72 [1,12 – 2,43]) und Oligo-/Anhydramnion (3,98% vs. 7,88%; 2,06 [1,02 – 4,21]) nahm zu. Iatrogene Frühgeburten gingen zurück (54,5% vs. 49,5%, 0,81 [0,58 – 1,13]). Die Totgeburtsrate änderte sich nicht signifikant. Unter den Termingeburten gab es weniger Spontangeburten (71,0% vs. 65,8%; 0,78 [0,69 – 0,88]), mehr elektive (12,3% vs. 15,1%; 1,26 [1,07 – 1,50]) und mehr sekundäre Schnittentbindungen (9,3% vs. 10,9%; 1,19 [0,98 – 1,45]). Während der Pandemie wurden mehr reif geborenen Kinder in der Neonatologie aufgenommen (1,4% vs. 2,5%; 1,86 [1,20 – 2,88]).

Diskussion  Während der Pandemie ging die Frühgeburtsrate zurück, während der Anteil der spontanen Frühgeburten höher wurde. Gleichzeitig stiegen Kaiserschnittraten und Aufnahmen der Neonatologie bei Reifgeborenen. Der wahrscheinlichste Grund für die niedrigeren Frühgeburtsraten in Ländern mit hohem Einkommen ist also vermutlich die Unterdiagnose von Schwangerschaftskomplikationen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2024

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