Z Geburtshilfe Neonatol 2024; 228(S 01): e13
DOI: 10.1055/s-0044-1786659
Abstracts │ DGPGM
Poster

Virusvarianten, Impfung und Zeitpunkt einer SARS-CoV-2-Infektion während der Schwangerschaft modulieren das Risiko für Totgeburt und Frühgeburt: Eine Analyse der CRONOS-Registerstudie

A. Iannaccone
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
,
A. Gellhaus
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
,
B. Reisch
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
,
M. Dzietko
2   Klinik für Kinderheilkunde I, Neonatologie, Universitätsklinikum Essen
,
B. Schmidt
3   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
,
L. Mavarani
3   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universität Duisburg-Essen, Essen
,
K. Adresen
4   Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Kiel
,
K. Kraf
5   Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Lübeck
,
R. Kimmig
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
,
U. Pecks
6   Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Würzburg
,
E. Schleußer
7   Klinik für Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena
› Institutsangaben
 

Zielsetzung  Das Risiko für Frühgeburt (PTB) und Totgeburt steigt nach einer SARS-CoV-2-Infektion während der Schwangerschaft [1]. Die Schwangerschaftswoche zum Zeitpunkt der Infektion scheint ein wichtiger Faktor zu sein [2]. Allerdings spielen auch Virusvarianten und Impfung eine wichtige Rolle [3] [4]. Ziel dieser Analyse ist es, das Risiko in Abhängigkeit vom Gestationsalter bei der Infektion (eingeteilt in früh<28+0 und spät≥28 Schwangerschaftswochen, SSW), Virusvarianten, Schweregrad der Infektion und Impfung zu abzuschätzen.

Methoden und Patienten/Materialien  PTB wurde in Früh-PTB (<32+0) und Spät-PTB (32+0–36+6 WoG) unterteilt. Das prospektive Register &quot;COVID-19 Related Obstetrics and Neonatal Outcome Study&quot; (CRONOS) umfasste, vom 3. April 2020 bis 31. Dezember 2022, 8032 schwangere Frauen mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion in Deutschland und Österreich.

Ergebnisse  Die Raten an Totgeburten und Frühgeburten waren während der Alpha- (1,56% und 3,13%) und Delta-Wellen (1,56% und 3,44%) höher als während der Omikron-Welle (0,53% und 1,39%). Die Totgeburtenrate bei geimpften Frauen waren fast halb so hoch im Vergleich zur ungeimpften Gruppe: 0,51% (11/2156) gegenüber 1,04% (54/5174). Eine frühe SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft erhöhte das Risiko für Totgeburten (aRR 5,76, 95% CI 3,07–10,83) und early PTB vor 32+0 (aRR 6,07, 95% CI 3,65–10,09). Das Vorhandensein von Symptomen, unabhängig von der Schwere, verringerte das Risiko von Totgeburten (aRR 0,16, 95% CI 0,26–1,125) und Frühgeburten (aRR 0,35, 95% CI 0,20–0,61). Krankenhausaufenthalte erhöhten die Risiken relevant, insbesondere bei der Aufnahme auf eine Intensivstation (aRR für Totgeburt 3,44, 95% CI 1.04–11.38, für PTB aRR 11,66, 95% CI 5.22–26.05). Die Impfung gegen SARS-CoV-2 reduzierte signifikant das Risiko für Totgeburten (aRR 0,32, 95% CI 0,16–0,83).

Schlussfolgerungen  Unsere Analyse bekräftigt die kritische Notwendigkeit einer geburtshilflichen Überwachung nach einer SARS-CoV-2-Infektion in den frühen Schwangerschaftsstadien. Die erhöhten Risiken für Frühgeburten und Totgeburten werden in dieser Studie untermauert. Schwerwiegende symptomatische Fälle, die eine Behandlung und Krankenhausaufenthalt erfordern, sind signifikante Risikofaktoren für Frühgeburten und Totgeburten. Darüber hinaus liefert diese Analyse weitere Unterstützung für die vermutete schützende Wirkung der Impfung, insbesondere bei der Verhinderung von Totgeburten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2024

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  • Referenzen

  • 1 Iannaccone A, Mand N, Schmidt B et al. Is the risk of still and preterm birth affected by the timing of symptomatic SARS-CoV-2 infection during pregnancy? Data from the COVID-19 Related Obstetrics and Neonatal Outcome Study Network, Germany. Am J Obstet Gynecol. 2023 Mar;228(3):351-352.e2. doi: 10.1016/j.ajog.2022.11.1301
  • 2 Piekos SN, Roper RT, Hwang YM et al. The effect of maternal SARS-CoV-2 infection timing on birth outcomes: a retrospective multicentre cohort study. Lancet Digit Health. 2022 Feb;4(2):e95-e104. doi: 10.1016/S2589-7500 (21)00250-8
  • 3 Favre G, Maisonneuve E, Pomar Let al. French and Swiss COVI-PREG group. Maternal and perinatal outcomes following pre-Delta, Delta, and Omicron SARS-CoV-2 variants infection among unvaccinated pregnant women in France and Switzerland: a prospective cohort study using the COVI-PREG registry. Lancet Reg Health Eur. 2023 Mar;26:100569. doi: 10.1016/j.lanepe.2022.100569
  • 4 Torche F, Nobles J. Vaccination, immunity, and the changing impact of COVID-19 on infant health. Proc Natl Acad Sci USA. 2023 Dec 5; 120(49): e2311573120. doi: 10.1073/pnas.2311573120