Z Geburtshilfe Neonatol 2024; 228(S 01): e16
DOI: 10.1055/s-0044-1786666
Abstracts │ DGPGM
Poster

Erfolgreiche Embolisation bei verstärkter vaginaler Blutung zwei Wochen postpartum durch gesteigerte myometriale Vaskularität (EMV)

C.J. M. Reinhardt
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
F. N. Fleckenstein
2   Klinik für Radiologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
W. Henrich
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
S. Schmidt
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
› Institutsangaben
 

Zielsetzung  Späte postpartale Hämorrhagien können verschiedene Ursachen haben. Dieser Fallbericht demonstriert die häufig als arteriovenöse Malformation (AV-Malformationen) fehlgedeutete, gesteigerte myometriale Vaskularität (engl. enhanced myometrial vascularity=EMV) als Ursache einer verstärkten postpartalen Blutung. Neben Plazentaresiduen müssen seltenere Ursachen wie atypische Gefäße, Pseudoaneurysmata und AV-Malformationen bedacht werden.

Patientin  Wir präsentieren eine 33-jährige Patientin, die sich aufgrund einer überregelstarken vaginalen Blutung zwei Wochen nach Vakuumextraktion extern mit Atonie II° ohne Kürettage vorstellte. Sonographisch stellten wir, bei strichförmigem Cavum uteri, den Verdacht auf eine AV-Malformation ausgehend von der rechten A. uterina. In der folgenden Angiographie konnte keine AV-Malformation, jedoch eine von einem Ast der A. uterina stammende arterielle Blutung ins Cavum uteri nachgewiesen werden. Dieser Ast wurde in der gleichen Sitzung mittels Gelaspon-Slurry embolisiert. Postinterventionell zeigte sich der Wochenfluss physiologisch.

Resultat  Bei sekundärer postpartaler Hämorrhagie ist eine sorgfältige sonographische Diagnostik essenziell. Eine übereilte Kürettage kann, bei ins Cavum uteri drainierenden atypischen Gefäßen oder AV-Malformationen, lebensbedrohliche Blutungen verursachen. Hingegen ist die minimalinvasive Embolisation bei entsprechender Indikation blutungs-, komplikationsarm und erfolgsversprechend.

Diskussion  Nach aktueller Studienlage ist bei unserer Patientin von einer gesteigerten myometrialen Vaskularisation (EMV) auszugehen. EMV ist durch Plazentaresiduen (verbliebene Trophoblasten) persistierende Spiralarterien bedingt, die Plazentaresiduen sind aufgrund der geringen Größe sonographisch nicht sichtbar. Eine Kürettage mit Entfernung der Plazentaresiduen hätte eine starke Blutung zur Folge haben können. Die primäre Embolisation der Blutungsquelle war bei unserer Patientin erfolgreich.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany