Z Geburtshilfe Neonatol 2024; 228(S 01): e16-e17
DOI: 10.1055/s-0044-1786668
Abstracts │ DGPGM
Poster

Erfolgreiche Prolongation einer Zwillingsschwangerschaft nach Totgeburt des ersten Fetus

A. Petersen
1   Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1, Siegen
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S. E. Alsat-Krenz
1   Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1, Siegen
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T. Hassel
1   Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1, Siegen
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F. Dede
1   Diakonie Klinikum Jung-Stilling, Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1, Siegen
› Institutsangaben
 

Zielsetzung  Zwillingsschwangerschaften zählen zu den Risikoschwangerschaften und sind mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko verbunden. Etwa 60% der Zwillingsschwangerschaften enden in einer Frühgeburt. Damit geht ein erhöhtes Morbidität- und Mortalitätsrisiko der Feten einher.

Fallbericht  Es erfolgte die notfallmäßige Vorstellung einer 33-jährigen I. Gravida in der 27+6 SSW bei di-di-Geminigravidität mit kräftiger Wehentätigkeit und Z.n. vorzeitigem Blasensprung vor 7 Stunden. Bei der Aufnahmeuntersuchung kam es zur Geburt eines toten Kindes. Die Nabelschnur des ersten Fetus wurde anschließend ligiert. Nach einem ausführlichen Gespräch mit den Eltern erfolgte der Entschluss zur Prolongation der Schwangerschaft mit dem Ziel die RDS-Prophylaxe für das zweite Kind durchzuführen. Es erfolgte eine Bolustokolyse mit Fenoterol i.v. und es wurde die Lungenreife mit Dexamethason induziert. Nach Komplettierung der RDS-Gabe wurde die Tokolyse beendet. Unter kalkulierter antibiotischer Therapie mit Cefuroxim i.v. zeigten sich stabile CRP-Werte zwischen 0,7 und 1,2mg/dl. Die CTG-Kontrollen waren unauffällig (FIGO N). Fünf Tage später (28+3 SSW) meldete sich die Patientin mit erneuter Wehentätigkeit. Darauffolgend kam es zum komplikationslosen Spontanpartus des 2. Kindes. Das Kind wurde anschließend ins Perinatalzentrum verlegt. Hier erfolgte von pädiatrischer Seite eine prophylaktische Antibiose mit Ampicillin/Sulbactam und Gentamicin. Der weitere klinische Verlauf war unauffällig und das Kind konnte nach 6 Wochen in der Kinderklinik entlassen werden. Im postpartal eingegangenen Befund der Mikrobiologie und Pathologie konnten mehrere Keime nachgewiesen werden (Staphylococcus aureus, Prevotella bivia, Bacteroides fragilis und Bacteroides caccae) und es zeigte sich eine hochgradige floride Chorioamnionitis vorwiegend in der Plazenta des führenden Fetus [1] [2] [3].

Diskussion  Die Prolongation einer Schwangerschaft nach Totgeburt des ersten Fetus stellt eine mögliche Option dar, um die Lungenreifeinduktion für den intrauterin verbliebenen Feten durchzuführen und gleichzeitig ein höheres Gestationsalter zu erreichen.

Hiermit kann das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko gesenkt werden. Eine Abwägung zwischen dem Risiko einer Amnioninfektion und den Vorteilen einer Schwangerschaftsprolongation sollte täglich neu erfolgen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2024

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  • Referenzen

  • 1 AWMF-Register-Nr. 015-025, Leitlinie „Prävention und Therapie der Frühgeburt“, Klassifikation S2k
  • 2 AWMF-Register-Nr. 015-087, Leitlinie „Überwachung und Betreuung von Zwillingsschwangerschaften“, Klassifikation S2e
  • 3 Kainer et. al: Facharztwissen Geburtsmedizin, Elsevier GmbH 2021