Z Geburtshilfe Neonatol 2024; 228(S 01): e17
DOI: 10.1055/s-0044-1786670
Abstracts │ DGPGM
Poster

Komplizierte Malaria tropica in der Spätschwangerschaft – Ein Case Report als Ausblick?

P. Gozzi
,
A. R. Pötter
,
D. Niemann
,
D. Schlembach
 

Hintergrund  Wir berichten über eine 17-jährige Primigravida mit kompliziertem Malaria tropica Verlauf und V. a. bakterielle Superinfektion.

Fallbericht  Die Patientin stellte sich in 27+0 SSW mit Fieber, Schüttelfrost, Tachykardie, Kopfschmerzen und mit Symptomen eines Atemwegsinfektes vor. Im Labor war eine Panzytopenie auffällig, sowie deutlich erhöhte Entzündungsparameter. Bei Verdacht auf eine Pneumonie wurde eine antibiotische Therapie initiiert; diese wurde bei Auslandsaufenthalt im Malaria-Endemiegebiet bis wenige Wochen zuvor und Z. n. Malariainfektion um eine intravenöse Therapie mit Artesunat erweitert.

Ein positiver „Dicker Tropfen“, sowie Malaria-Schnelltest bestätigten die Verdachtsdiagnose eines Malaria-Schubes. Bei persistierender Hypotonie wurde eine forcierte Volumengabe durchgeführt. Eine darunter progrediente Dyspnoe, sowie ein begleitendes Lungenödem wurden im Sinne eines Capillary Leak Syndroms interpretiert.

Aus geburtshilflicher Perspektive zeigten sich initial tachykarde fetale Herzfrequenzen bei maternalem Fieber, im Verlauf waren alle CTG-Kontrollen unauffällig, so dass eine antenatale Steroidgabe zur „Lungenreifeinduktion“ zu keiner Zeit indiziert war. Eine Feindiagnostik in 28+1 SSW ergab unauffällige Befunde bei zeitgerecht entwickeltem Feten, regelrechter fetaler und maternaler Perfusion, sowie unauffälliger Zervixlänge.

Unter antiparasitärer Therapie kam es zu einer Stabilisierung der Laborparameter, eine Anämie blieb bestehen. Die Patientin konnte im Anschluss bei deutlich gebessertem Allgemeinzustand und mit ambulanter, infektiologischer Anbindung entlassen werden.

Diskussion  Dieser Fall wird vorgestellt, um Malaria im Kontext von Klimawandel und Ausbreitung von Vektoren, sowie Reise- und Migrationstrends auch in Deutschland als Differentialdiagnose zu beleuchten; insbesondere im Rahmen einer Schwangerschaft muss außerdem das Risiko für schwere Verläufe, Spontanaborte und (perinatale) Mortalität beachtet werden.



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Article published online:
24 May 2024

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