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DOI: 10.1055/s-0044-1786672
Neurotuberkulose in der Schwangerschaft
Zielsetzung Das Ziel dieses Fallberichts ist es, auf die Möglichkeit einer Tuberkulose (TB) bzw. extrapulmonalen Tuberkulose (EPTB) während der Schwangerschaft hinzuweisen und den Ausschluss dieser Infektionserkrankung bei Patientinnen in Betracht zu ziehen.
Patientin Wir berichten über eine 37-jährigen Patientin, welche sich unmittelbar postpartal nach extern durchgeführter Sectio in 36+0 SSW bei unklarem Lungenödem und neuaufgetretener rechtsseitiger Hemiparese vorstellte.
Präpartal erfolgte die externe Vorstellung vorrangig aufgrund einer starken Lumboischialgie. Die Patientin litt an einer zunehmenden Dyspnoe, intermittierendem Fieber bis 40°C seit vier Wochen, Gewichtsabnahme und Schmerzen im rechten Bein. Eine Thrombose sowie eine Lungenembolie konnten ausgeschlossen werden. Bei unklarem Lungenödem und Verschlechterung des Allgemeinzustandes erfolgte die Sectio.
Eine postpartale Computertomographie ergab diffuse intrakranielle sowie pulmonale Raumforderungen, woraufhin der Verdacht auf eine Miliartuberkulose mit Befall des zentralen Nervensystems gestellt wurde. Ein Interferon-γ-Test, eine positive Tuberkulose PCR im Blut und im Liquor, sowie der Nachweis von säurefesten Stäbchen in der bronchoalveolären Lavage bestätigten die Verdachtsdiagnose. Es erfolgte eine Vierfachtherapie mit Rifampicin, Moxifloxacin, Isoniazid und Pyrazinamid. Aufgrund der intrakraniellen Raumforderungen mit perifokalen Ödemen erhielt die Patientin eine Kortikosteroidtherapie. Im Verlauf wurde eine fast vollständige Remission beobachtet, wobei lediglich eine minimale Krafteinschränkung des rechten Armes verblieb.
Resultate Symptome einer EPTB sind vielseitig. Einige können als physiologische Nebenwirkungen einer Schwangerschaft missinterpretiert werden. Bei unspezifischer Symptomatik und starkem Krankheitsgefühl in der Schwangerschaft, sollte immer die Sozial- bzw. Reiseanamnese beachtet und die EPTB als mögliche Differentialdiagnose herangezogen werden.
Diskussion Die Neurotuberkulose ist eine der seltensten und schwerwiegendsten Formen der EPTB, die mit einer hohen Mortalitäts- und Morbiditätsrate einhergeht. Je früher eine TB bzw. EPTB diagnostiziert und behandelt wird, desto besser ist der maternale und perinatale Ausgang. Die ausbleibende oder verzögerte Therapie ist mit einem erhöhten Risiko für eine intrauterine Wachstumsretardierung, vorzeitigen Blasensprung sowie einer Früh- und Todgeburt assoziiert. Eine unbehandelte Neurotuberkulose führt fast immer zum Tod der Mutter.
Publication History
Article published online:
24 May 2024
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