Z Geburtshilfe Neonatol 2024; 228(S 01): e18
DOI: 10.1055/s-0044-1786673
Abstracts │ DGPGM
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Sartan-Fetopathie – Zwei Kasuistiken

I. Muth
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
J. Westphal
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
R. Fröber
3   Institut für Rechtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
H. Proquitté
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
E. Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
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Hintergrund  Eine Sartanexposition im 2. Trimenon führt in 30% zu einer Fetopathie. Bei fetaler Nierenschädigung mit Oligo-/Anhydramnion finden sich Kontrakturen der Extremitäten, Ossifikationsstörungen der Schädelkalotte und Lungenhypoplasien. Nach Absetzen der Sartane ist eine Erholung der fetalen Nierenfunktion möglich. Langzeituntersuchungen Betroffener beschreiben Nierenparenchymzysten, Diabetes insipidus, Wachstumsverzögerungen, Mikrozephalie, muskuläre Hypotonie und motorische Entwicklungsverzögerungen.

Kasuistik 1  Bei einer 33-jährigen Erstgravida mit arterieller Hypertonie (Bisoprolol, Candesartan) fanden sich mit 27+5 SSW sonografisch multiple fetale Auffälligkeiten: dysplastische Nieren, Kardiomegalie, Myokardhypertrophie, Thorax- und Lungenhypoplasie, ausgeprägte Verknöcherungsdefekte der Schädelkalotte bei unauffälliger Genetik. Nach perinatologischem Konsil erfolgte ein Schwangerschaftsabbruch (§ 218a Absatz 2). Die Obduktion bestätigte multiple Anomalien: fetale Wachstumsrestriktion, Dysplasie renaler Tubuli (verminderte Harnproduktion, Oligo-/Anhydramnion), Oligohydramniesequenz (Potter-Fazies, Thoraxhypoplasie, pulmonale Hypoplasie, Extremitätenfehlstellungen, Kontrakturen, Ossifikationsstörungen).

Kasuistik 2  Bei Valsartaneinnahme einer 33-jährigen II Gravida I Para bis zur 29+4 SSW fand sich eine zeitgerechte Fetalentwicklung bei Anhydramnion, ödematösen Nieren, Lungenhypoplasie und -reifungsverzögerung. Nach Amnionauffüllung Prolongation der Schwangerschaft bis 36+0 SSW. Postnatale Befunde: Atemnotsyndrom bei Lungenhypoplasie, schwere pulmonale Hypertonie mit respiratorischer Globalinsuffizienz, renale tubuläre Dysgenesie, Ossifikationsstörungen (Schädelkalotte), Beugekontrakturen und zystische Nieren mit reduzierter Markrindendifferenzierung. Im Verlauf Spontandiurese mit regredienten Retentionswerte, Trinkschwäche, Gedeihstörung; Entlassung mit Magensonde, Elektrolytsubstitution und dreifach antihypertensiver Therapie. Mit einem Jahr Erreichen altersgerechter Entwicklung in allen Bereichen mit leichter Bewegungseinschränkung. Mit dreieinhalb Jahren fand sich eine verknöcherte Schädelkalotte, normale kardiale Belastbarkeit, eine persistierende chronische Niereninsuffizienz mit renaler Hypertonie (zwei Antihypertensiva), ein Plagiocephalus, Torticollis congenitus und Fußfehlstellungen.

Diskussion  Sartane sind nicht teratogen, aber fetotoxisch. Mit Schwangerschaftsfeststellung muss die Einnahme bereits im ersten Trimenon beendet werden.



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Article published online:
24 May 2024

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