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DOI: 10.1055/s-0044-1787310
Erstmaliger Nachweis von Fledermaustollwut in Österreich
Einleitung Österreich gilt seit 2008 als frei von terrestrischer Tollwut. Die Fledermaustollwut ist als eigenständiges Infektionsgeschehen anzusehen, welches den tollwutfreien Status eines Landes nicht beeinflusst. Im Zuge des seit 2006 durchgeführten passiven Monitorings wurde nun zum ersten Mal in Österreich Fledermaustollwut nachgewiesen.
Material und Methoden Es handelte sich um eine Breitflügelfledermaus aus Niederösterreich, die im Juni 2023 am Boden liegend geschwächt aufgefunden und in eine Auffangstation für Fledermäuse gebracht wurde. Das Tier zeigte Lähmungserscheinungen und starb wenige Tage nach Einlieferung. Es wurde im Zuge einer Sammeleinsendung an das Nationale Referenzlabor für Tollwut übermittelt. Das Gehirn wurde mittels direkten Immunfluorenszenz-Tests auf Tollwut getestet. Im Anschluss wurden Organproben molekularbiologisch (Panlyssavirus-RT-qPCR, EBVL-1RT-qPCR sowie klassische RT-PCR mit Sequenzierung) analysiert und eine Virusisolierung in der Zellkultur durchgeführt. Die Verteilung des Virusantigens in den Organen wurde immunhistochemisch (ABC-Technik) dargestellt, infizierte Zellen aus der Zellkultur wurden zudem ultrastrukturell untersucht.
Befunde Die direkte Immunfluoreszenz zeigte im Gehirn ein eindeutig positives Ergebnis. Molekularbiologisch konnte European Bat Lyssavirus Typ 1 (EBLV-1) in diversen Organen nachgewiesen werden. In der Zellkultur war lebendes Virus nachweisbar. Immunhistochemisch konnten zytoplasmatische virale Einschlüsse im Gehirn und in Ganglien detektiert werden.
Schlussfolgerungen Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse belegen den erstmaligen Nachweis von EBLV-1 in Österreich. Da es in den meisten Nachbarländern bereits über Nachweise von Fledermaustollwut berichtet wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis in Österreich der erste Fall detektiert wurde. Ausschlaggebend für einen erfolgreichen Nachweis ist eine möglichst flächendeckende passive Überwachung wobei der strenge Artenschutz der Fledermäuse immer als oberstes Ziel angesehen werden muss. Durch Öffentlichkeitsarbeit und eine gute Beratungshotline kann die Bevölkerung effizient eingebunden und im Anlassfall (Exposition) im Sinne des „One Health“ Konzeptes weitgehend geschützt werden.
Publication History
Article published online:
26 June 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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