Geburtshilfe Frauenheilkd 2024; 84(06): e57
DOI: 10.1055/s-0044-1787442
Abstracts │ BGGF
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Geburtshilfe

Management bei di-di-Geminigravidität mit PPROM an der Grenze der Lebensfähigkeit – ein Fallvergleich

J. Kriesmair
1   München Klinik Harlaching/Neuperlach, Frauenklinik, München, Deutschland
,
V. Noisser
1   München Klinik Harlaching/Neuperlach, Frauenklinik, München, Deutschland
,
Y. Link
1   München Klinik Harlaching/Neuperlach, Frauenklinik, München, Deutschland
,
S. Frangini
1   München Klinik Harlaching/Neuperlach, Frauenklinik, München, Deutschland
,
M. Krüger
2   München Klinik Harlaching, Neonatologie, München, Deutschland
,
K. Ackermann
2   München Klinik Harlaching, Neonatologie, München, Deutschland
,
C. Brickmann
2   München Klinik Harlaching, Neonatologie, München, Deutschland
,
C. Scholz
1   München Klinik Harlaching/Neuperlach, Frauenklinik, München, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Der Versuch der Prolongation einer Geminigravidität bei PPROM an der Grenze der Lebensfähigkeit stellt ein herausforderndes Geburtsmanagement dar. Dabei sind Überlebenschancen und fetales Outcome schwierig vorherzusagen.In unseren Fallberichten werden unterschiedliche interdisziplinäre Entscheidungsfindungen in dieser Grauzone beschrieben.

Material und Methodik Gegenüberstellung zweier interdisziplinärer Herangehensweisen – ein Fallvergleich.

Ergebnisse  Fall 1

Eine 42- jährige, II. Gravida, Nullipara stellte sich mit einer di-di-Geminigravidität bei Z.n. ICSI mit PPROM und Anhydramnion des führenden Fetus ohne Wehentätigkeit in der 17+5 SSW vor. Bei Wunsch zur Maximaltherapie, wurde der Beginn der Lungenreife im Konsens für 23+5 festgelegt. In der 23+4 SSW kam es zu einem foudroyant verlaufenden AIS mit therapierestistenter muttermundswirksamer Wehentätigkeit, Nabelschnurvorfall und Gesichtslage des Geminus I, sodass die sekundäre Sectio durchgeführt wurde. Die Lungenreife wurde 12,5 h präpartal begonnen. Geminus II wurde postpartal auf dem „Concord Birth Trolley“ erstversorgt. Apgar 6-7-8; arterieller Nabelschnur-pH: 7,16 (BE -14,7 mmol/l); Gewicht: 550g. Bei Geminus I kam es zur Totgeburt. Die Mutter wurde postpartal bei Sepsis intensivmedizinisch betreut und konnte anschließend klinisch unauffällig entlassen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich Geminus II unter neonatologischer Maximaltherapie.

Fall 2  Eine 39- jährigen, II. Gravida, Nullipara stellte sich mit di-di-Geminigravidität bei Z.n. ICSI mit PPROM und Anhydramnion des führenden Geminus ohne Wehentätigkeit bei liegendem Arabin-Pessar in der 20+4 SSW vor. Nach der Entfernung des Pessars kam es zu muttermundswirksamer Wehentätigkeit und zur kontrollierten zweizeitigen Geburt mit einem Spätabort, hohem Abnabeln und Notfallcerclage in der 21+5 SSW. Bei Wunsch zur Maximaltherapie erfolgte die Lungenreifeinduktion in der 22+5/6 SSW. In der 23+3 SSW wurde bei mütterlich steigenden Infektparametern eine diagnostische Amniozentese durchgeführt, bei welcher sich das

IL-6 erhöht zeigte, sodass die Sectio des Geminus II in der 23+3 SSW erfolgte. Apgar 5-7-8; arterieller Nabelschnur-pH: 7,33 (BE -4,3 mmol/l); Gewicht: 490 g. Die Schwangerschaft des Geminus II wurde damit für 12 Tage prolongiert. Geminus II wurde postpartal interdisziplinär auf dem „Concord Birth Trolley“ erstversorgt, verstarb jedoch nach neonatologischer Maximaltherapie am 25. (26+6 SSW) Lebenstag an respiratorischem Versagen. Die Mutter wurde bei postparteler Sepsis intensivmedizinisch betreut und konnte klinisch unauffällig entlassen werden.

Zusammenfassung Beide Fälle zeigen, dass „Frühgeburtlichkeit an der Grenze der Lebensfähigkeit“ eine komplexe und interdisziplinäre Herausforderung ist. Die Überlebenswahrscheinlichkeit von Frühgeborenen sinkt mit abnehmendem Gestationsalter und abnehmendem Geburtsgewicht. Es bleibt eine interdisziplinäre Herausforderung, die besten Behandlungsansätze zu finden und die langfristigen Auswirkungen der Frühgeburtlichkeit zu minimieren.



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Article published online:
14 June 2024

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